Julia Quinn: Bridgerton – Wie bezaubert man einen Viscount? [Rezension]

Cover © HarperCollins

Buchinformationen

TitelBridgerton – Wie bezaubert man einen Viscount?
Band2 von 8
AutorJulia Quinn
VerlagHarperCollins
ÜbersetzungSuzanna Shabani, Ira Panic
ISBN978-3-749-90283-5
Seitenzahl416
GenreRegency Romance
Bewertung2 von 5 Sterne

Klappentext

Der begehrteste Junggeselle der Londoner Gesellschaft und die aussichtsreichste Debütantin der Saison: Lord Anthony Bridgerton und Edwina Sheffield gäben ohne Frage ein schönes Paar ab. Wären da nicht Edwinas überaus besorgte Schwester Kate und der durchaus zweifelhafte Ruf des Lords. Kate ist fest entschlossen, ihre Schwester vor dem Herzensbrecher zu schützen – bis der Viscount sie eines Tages in seine Arme reißt und sie einfach küsst. Entsetzt erkennt Kate, dass sie den Mann, der ihre Schwester hofiert, selbst heimlich begehrt …

Meine Meinung

Im zweiten Band der Bridgerton-Serie hat sich der älteste Spross und Viscount Anthony Bridgerton vorgenommen, zu heiraten. Dafür hat er sich die begehrte Edwina Sheffield ausgesucht, doch um sie heiraten zu können, muss er erst einmal Edwinas ältere Schwester Kate überzeugen und diese ist aufgrund seines Rufes als Weiberheld gar nicht angetan davon. Und so liefern sie sich bei jedem Aufeinandertreffen hitzige Wortgefechte, bis beiden klar wird, dass sie ja doch leiden können. Mehr als gedacht. Und so fragt sich Anthony, ob er überhaupt die richtige Schwester heiraten will.

Der Schreibstil von Julia Quinn ist wie auch im ersten Band witzig und spannend, wodurch man der Handlung sehr leicht folgen kann. Die Zankereien zwischen Anthony und Kate sind authentisch umgesetzt.

Charakterlich sind beide Figuren mit genügend Tiefe ausgestattet, um sie für glaubwürdig zu halten. Kate ist eine selbstbewusste Frau, die es wagt, dem Viscount ohne weiteres die Stirn zu bieten, was diesem natürlich überhaupt nicht passt.

Anthony hingegen neigt zur maßlosen Selbstüberschätzung und hat – wie auch sein bester Freund, der Duke of Hastings – ein Wutproblem, was leider nicht ganz unproblematisch im Rahmen der Handlung ist. Wie auch im ersten Band bedroht er jene, die sich gegen ihn stellen, wird aggressiv. Selbst Kate, die Frau, die er später heiratet, schüchtert er regelmäßig ein, wird teilweise sogar handgreiflich.

Dass er eine laufende „Red Flag“ ist, wird auch deutlich, als er sie nach der Hochzeit zum Sex drängt. Kate ist noch nicht bereit für den Akt und eigentlich sollte das – auch im 19. Jahrhundert! – kein Problem sein, vor allem, wenn man füreinander doch gewisse Zuneigung hegt, doch Anthony, triebgesteuert wie er ist, kann das einfach nicht akzeptieren und bedrängt sie solange, bis sie schließlich nachgibt und sich darauf einlässt. Und als wär das noch nicht genug, gaslightet er sie auch noch.

Das schlimmste daran ist jedoch, dass so ein Ekel wie Anthony und all sein fragliches Verhalten im Rahmen der Liebesgeschichte verharmlost wird. Mag sein, dass er auch seine guten Seiten hat; zum Beispiel ist er seiner Familie gegenüber sehr beschützerisch, doch das wiegelt den ganzen Missbrauch und sein überwiegend toxisches Verhalten nicht auf. Liebe – mag sie noch so intensiv sein – macht sowas einfach nicht wett.

Rein inhaltlich kommt bei diesem Band leider nicht viel neues herum. Die Struktur ist mit der im ersten Band identisch; wenn diese ein Baum wäre, hätte er lediglich neue Blätter bekommen. Beispielsweise heiraten sowohl Daphne und Simon also auch Kate und Anthony aufgrund eines vorangegangenen Skandals. Auch bieten die Gesellschaften nicht viel neuen Input. Es gibt zwar neue Charaktere und unter den Veranstaltungen sind nicht nur Bälle, doch wirkt es bei weitem nicht so bezaubernd. Und nach der Hochzeit ist hier erst recht die Luft raus. Die witzigen Wortgefechte zwischen Anthony und Kate, die den ersten Teil des Romans so unterhaltsam gemacht haben, fallen fast komplett weg.

Was eine abschließende Bewertung anbelangt, bin ich etwas zwiegespalten. Mir persönlich gefiel die Darstellung im Buch zumindest besser als die Netflix-Darstellung in der zweiten Staffel. Vor allem die ganzen gerühmten Red Flags, sehe ich jedoch als äußerst kritisch. Leser sollten von daher gerade die Figur des Anthony Bridgertons mit absoluter Vorsicht genießen und unbedingt hinterfragen. Er ist ein sehr problematischer Charakter und alles andere als ein Held.

Individuen, die Band 1 und die zweite Staffel mochten oder schlichtweg „enemies to lovers“ lieben, werden wahrscheinlich auch hier auf ihren Geschmack kommen.

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