Carina Schnell: A Breath of Winter [Rezension]

Cover © Knaur

Buchinformationen

TitelA Breath of Winter
Band1 von 2
AutorCarina Schnell
VerlagKnaur
Übersetzung
ISBN978-3-426-52875-4
Seitenzahl512
GenreHigh Fantasy, Romantasy
Bewertung1 von 5 Sterne

Klappentext

Middangard ist ein Ort uralter Magie, die Heimat von Hexen und Seherinnen. Seitdem sich die Götter aus dem gebeutelten Reich zurückgezogen haben, machen Trolle die Wälder unsicher und Walküren ziehen mordend und brandschatzend umher.
Als ein gnadenloser Mörder immer mehr Hexen den Tod bringt, wird der Trupp des gefürchteten Söldnerführers Gent auf den Hexenschlächter angesetzt. Die junge Smilla schließt sich den Söldnern unter einem Vorwand an: Niemand soll wissen, dass sie eine Hexe ist und endlich Rache für die Ermordung ihrer Familie nehmen will. Während ihrer gefahrvollen Suche nach dem Mörder kommen Smilla und Gent einander näher. Doch Smilla ahnt nicht, wie dunkel das Geheimnis ist, das Gent quält …

Meine Meinung

„A Breath of Winter“ von Carina Schnell entführt den Leser in die Welt der nordischen Mythen und erzählt eine Geschichte voller Romantik, Rache und Abenteuer. Middangard, ein von der nordischen Mythologie geprägtes Reich, wird von Trollen und Walküren bedroht, während ein gnadenloser Hexenmörder sein Unwesen treibt. Inmitten dieses Chaos trifft man auf die junge Hexe Smilla, die sich dem gefürchteten Söldnerführer Gent und seiner wilden Jagd anschließt, um den Mord an ihrer Familie zu rächen.

Der Einstieg in das Buch fiel mir aufgrund des Schreibstils sehr schwer. Hier klingt einfach nichts rund. Carina Schnell verwendet vor allem kurze, abgehackte Sätze, die den Lesefluss extrem stören. Darunter sind auch viele Sätze, die man leicht zu einem Satz hätte zusammenfassen können. Die häufige Verwendung von kurzen Sätzen kann zwar manchmal dazu dienen, Spannung oder Dringlichkeit zu erzeugen, im Übermaß kann sie aber auch das Gegenteil bewirken und ermüden. Ja, es ist eine Kunst, Sätze so zu strukturieren, dass sie den Leser fesseln und gleichzeitig den Inhalt klar und verständlich vermitteln. Ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen kurzen und langen Sätzen kann jedoch dazu beitragen, einen harmonischeren Rhythmus zu schaffen und den Leser ohne Stolpern durch die Geschichte zu führen.

Die Autorin hat sich auch nicht die Mühe gemacht, die Kämpfe und Waffen zu recherchieren, die Szenen, in denen sie dargestellt werden, sind inhaltlich eine Katastrophe. Hinzu kommen eine Reihe von Logikfehlern, über die man einfach nicht hinweglesen kann. Die Dynamik und Komplexität des Kampfgeschehens scheint nicht vollständig erfasst worden zu sein, was zu einer vereinfachten und teilweise unrealistischen Darstellung führt. Die Beschreibungen der Waffen und ihrer Handhabung wirken oft ungenau und nicht zeitgemäß, was den historischen Kontext, in dem die Geschichte spielt, untergräbt.
Zusätzlich zu den oben genannten Punkten stößt man auf zahlreiche logische Fehler, die von kleinen Unstimmigkeiten bis hin zu größeren, die Handlung beeinträchtigenden Fehlern reichen. Diese Inkonsistenzen können von der Verwendung moderner Ausdrücke in einem historischen Setting bis hin zu Figuren reichen, die über Wissen oder Fähigkeiten verfügen, die sie zuvor nicht besaßen. Solche Fehler ziehen den Leser aus der Geschichte heraus und erschweren es ihm, sich in die Welt und die Charaktere hineinzuversetzen.

Die mangelnde Recherche fällt auch bei der Verwendung der nordischen Mythologie als Teil der Geschichte auf, schließlich ist alles nordisch angehaucht. Es entsteht der Eindruck, dass die mythologischen Elemente eher als schmückendes Beiwerk denn als integraler Bestandteil der Handlung verwendet werden. Die Verwendung mythologischer Gestalten und Bezugspunkte erscheint willkürlich und ohne tieferes Verständnis der zugrunde liegenden Mythen und Legenden. So sind die Walküren in Wirklichkeit die griechischen Harpyien und nicht die geflügelten Kriegerinnen, die die Helden nach Walhall geleiten.
Die nordische Mythologie ist reich und vielschichtig, und ihre korrekte Darstellung erfordert sorgfältige Recherche und ein tiefes Verständnis ihrer kulturellen Bedeutung. In „A Breath of Winter“ scheinen die mythologischen Bezüge jedoch oft nur oberflächlich behandelt worden zu sein, was zu einer verzerrten und manchmal ungenauen Darstellung führt. Dadurch wird die Immersion in die Welt des Buches stark beeinträchtigt.

Ein weiterer Aspekt, der Anlass zur Kritik gibt, ist die Liebesgeschichte zwischen Smilla und Gent. Obwohl sie als süß beschrieben wird, ist die Beziehung vor allem eines: oberflächlich. Die Interaktionen zwischen den beiden wirken oft erzwungen und lassen die emotionale Tiefe vermissen, die man von einer so zentralen Beziehung erwarten würde. Die Entwicklung ihrer Romanze scheint eher einem vorgegebenen Schema zu folgen, als sich natürlich aus den Ereignissen und Interaktionen der Charaktere zu entwickeln. Den Dialogen, die ihre Zuneigung zueinander ausdrücken sollen, fehlt es an Substanz, und die Chemie zwischen ihnen ist nicht überzeugend. Es fehlt an Szenen, die eine tiefere Verbindung oder eine gemeinsame Entwicklung zeigen könnten. Stattdessen scheinen die Momente, in denen ihre Liebe zum Ausdruck kommt, eher dazu zu dienen, die Handlung voranzutreiben, als ein wirkliches Gefühl von Intimität oder Vertrautheit zwischen Smilla und Gent zu vermitteln. Umso schlimmer ist es, dass eine so schwache Liebesgeschichte im Mittelpunkt steht.

Auch Gent ist ein Problem für sich. Seine Rolle im Buch erscheint oft widersprüchlich und seine Motive sind unklar. Obwohl er als starker und charismatischer Anführer dargestellt wird, fehlt ihm die Tiefe, die man von einer Hauptfigur erwarten würde. Seine Entscheidungen und Handlungen sind teilweise schwer nachvollziehbar und erinnern eher an einen pubertierenden Jugendlichen, der sich von niemandem etwas sagen lässt.

Die Geschichte selbst ist insgesamt zu vorhersehbar. Die Handlungsstränge folgen oft bekannten Mustern und lassen wenig Raum für Überraschungen oder unerwartete Wendungen. Erschwerend kommt hinzu, dass kaum Spannung aufkommt. Alles plätschert vor sich hin, die eigentliche Handlung kommt zu kurz und die Liebesgeschichte nimmt zu viel Raum ein.

„A Breath of Winter“ ist für mich die reinste Enttäuschung. Aus einer recht soliden Grundidee wurde hier absolut nichts gemacht. Das Ergebnis? Ein Buch, das den potentiellen Leser mit seinen ungenutzten Möglichkeiten zurücklässt. Die Grundidee, die eine spannende und mitreißende Geschichte verspricht, wird durch die Umsetzung nicht erfüllt. Das Buch bleibt hinter den Erwartungen zurück, weil es die Chance verpasst, den Leser in eine Welt voller Magie und nordischer Mythen einzuladen, die sowohl fesselnd als auch originell sein könnte. Von mir gibt es deshalb keine Leseempfehlung.

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