
Buchinformationen
| Titel | Die Hexenholzkrone |
| Band | 2 von 8 |
| Autor | Tad Williams |
| Verlag | Hobbitpresse |
| Übersetzung | Cornelia Holfelder-von der Tann, Wolfram Ströle |
| ISBN | 978-3-608-98478-1 |
| Seitenzahl | 560 |
| Genre | High Fantasy |
| Bewertung | 4 von 5 Sterne |
Klappentext
Der Norden erhebt sich, und es heißt die alte Kriegsgöttin Morriga habe sich geregt. König Simon und Königin Miriamele müssen ihren einzigen Thronerben, Prinz Morgan, auf eine Mission zu dem uralten Volk der Sithi schicken. Lässt sich der Frieden noch retten?
Die Nornenkönigin streckt ihre Hand nach der sagenumwobenen Hexenholzkrone aus und der Schatten eines aufziehenden Krieges legt sich über Osten Ard. Da wird eine Gesandte der Sithi, die mit einer Nachricht für König Simon und Königin Miriamel unterwegs war, schwer verwundet im Wald nahe dem Palast gefunden. Und ein Attentat auf einen alten Gefährten innerhalb der Palastmauern sorgt für noch größere Unruhe. Der Angreifer erwähnt immer wieder die Morriga, eine uralte Kriegsgöttin.
Um mehr über die Bedrohung durch die Nornen herauszufinden, schickt das Thronpaar schweren Herzens Prinz Morgan zu dem Volk der Sithi. Wird er wohlbehalten zurückkehren von seiner Mission? Ist ein Krieg gegen die Nornen noch abzuwenden? Und was hat es mit den Gerüchten um das Erwachen der Morriga auf sich? Und nicht zuletzt ist da noch das Versprechen, das Simon und Miriamele ihrem alten Freund Herzog Isgrimnur auf dem Sterbebett gegeben haben …
Meine Meinung
Tad Williams’ Rückkehr nach Osten Ard war für viele Fantasy-Fans ein Ereignis, auf das sie jahrzehntelang gewartet hatten. Mit „Die Hexenholzkrone“ begann der Autor, das Erbe seiner legendären Osten-Ard-Saga fortzuschreiben – jenes Zyklus, der in den 1990er Jahren mit „Der Drachenbeinthron“, „Der Abschiedsstein“, „Die Nornenkönigin“ und „Der Engelsturm“ zu den Klassikern der modernen Fantasy avancierte. Doch während der erste Band der neuen Reihe, „Die Hexenholzkrone 1“, noch vor allem den Boden bereitete, entfaltet „Die Hexenholzkrone 2“ nun endlich jene erzählerische Kraft, die Williams’ Werk einst so unverwechselbar gemacht hat.
Schon nach wenigen Kapiteln wird deutlich: „Die Hexenholzkrone 2“ ist das beste Beispiel dafür, warum die Teilung eines Romans nicht immer zugunsten des Leseflusses funktioniert. Der erste Teil wirkte über weite Strecken wie ein ausgedehnter Prolog – notwendig vielleicht, um Figuren, Orte und politische Spannungen wieder ins Gedächtnis zu rufen, aber streckenweise auch zäh. Alle entscheidenden Entwicklungen, die emotionale Wucht und die erzählerische Tiefe, für die Williams berühmt ist, finden sich nun in diesem zweiten Band. Erst hier beginnt die eigentliche Geschichte – und sie tut dies mit einer Intensität, die man nach dem gemächlichen Auftakt kaum mehr erwartet hätte.
Was sofort auffällt, ist die deutlich größere Spannung. Die Konflikte spitzen sich zu, Geheimnisse werden enthüllt, Intrigen entfalten ihre Wirkung, und die Bedrohung, die über Osten Ard schwebt, nimmt endlich Gestalt an. Doch Williams begnügt sich nicht mit bloßer Action oder politischem Ränkespiel – „Die Hexenholzkrone 2“ gewinnt auch an Tiefe. Figuren, die zuvor noch blass wirkten, erhalten hier plötzlich Profil, Geschichte und Bedeutung. Besonders eindrucksvoll gelingt das bei Prinz Morgan, der im ersten Teil noch als unreifer, schwankender Erbe gezeichnet war. In diesem Band tritt er aus dem Schatten seiner Ahnen, und sein innerer Konflikt zwischen Pflicht, Angst und wachsender Verantwortung verleiht der Erzählung emotionale Schwere. Morgan wird zur zentralen Figur einer kommenden Generation – und verkörpert damit genau jenen Wandel, der Williams’ Welt so lebendig hält.
Diese neue erzählerische Dichte lässt „Die Hexenholzkrone 2“ endlich wieder an das heranreichen, was Osten Ard einst so großartig machte: das Gefühl, in einer lebendigen, geschichtsträchtigen Welt zu versinken, in der sich persönliche Schicksale und weltumspannende Ereignisse untrennbar verweben. Williams zeigt erneut, dass er nicht nur ein Meister der epischen Erzählung, sondern auch der stillen, menschlichen Momente ist. Gerade in den Zwischentönen – in Trauer, Zweifel, Freundschaft und Verrat – liegt die eigentliche Magie dieses Romans.
Mit „Die Hexenholzkrone 2“ hat Tad Williams endgültig bewiesen, dass seine Rückkehr nach Osten Ard mehr ist als nostalgische Wiederbelebung eines Klassikers. Der Grundstein für eine neue epische Saga ist gelegt – eine, die den Geist der alten Buchreihe atmet, aber zugleich eigene Wege geht. Was im ersten Band noch nach Vorspiel klang, wird hier zur kraftvollen Sinfonie. Fans dürfen sich freuen: Osten Ard lebt – und es ist faszinierender denn je.
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