
Buchinformationen
| Titel | Vergissmeinnicht – Was die Welt zusammenhält |
| Band | 3 von 3 |
| Autor | Kerstin Gier |
| Verlag | Fischer |
| Übersetzung | – |
| ISBN | 978-3-949465-19-2 |
| Seitenzahl | 528 |
| Genre | Contemporary Fantasy, Romantasy |
| Bewertung | 4 von 5 Sterne |
Klappentext
Wenn Quinn nach seinen Abenteuern im Saum eines weiß, dann das: Matilda ist seine große Liebe, ganz egal, wie anstrengend ihre Familie ist. Eigentlich sollten sich die beiden gerade nur auf den großen Schulball freuen. Wenn da nicht dieses rätselhafte Sternentor-Ritual wäre, durch das Quinn als angeblicher Auserwählter die Welt retten soll. Und flüchtige Schwarzalben, die versteckt werden wollen, sowie ein ominöses Orakel, das im entscheidenden Moment immer wieder verschwindet. Mit anderen Worten: ein ganz normaler Dienstag. Dann gerät Matilda auch noch ins Visier mächtiger Feinde. Zusammen mit Quinn muss sie Geheimnisse entschlüsseln, die den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten …
Meine Meinung
Mit „Vergissmeinnicht – Was die Welt zusammenhält“ liefert Kerstin Gier den Abschluss ihrer aktuellsten fantasievollen Jugendbuchtrilogie – und beweist einmal mehr, warum sie zu den beliebtesten deutschsprachigen Autorinnen gehört. Der dritte Band greift alle wichtigen Handlungsstränge der Vorgänger auf, bringt die Geschichte zu einem stimmigen Ende und lässt seine Leserinnen und Leser mit einem Gefühl von Wehmut und Zufriedenheit zurück.
Im Mittelpunkt stehen weiterhin Quinn und Mathilda, die man über die drei Bände hinweg ins Herz geschlossen hat. Ihre Entwicklung ist eine der großen Stärken der Trilogie. Quinn, der anfangs wie der typische privilegierte Schönling daherkommt, hat sich zu einer vielschichtigen und sympathischen Hauptfigur gewandelt. Mathilda bleibt das emotionale Herz der Geschichte – klug, bissig, verletzlich und mit einer ganz eigenen Sicht auf die Welt, die dem Roman seinen besonderen Ton verleiht. Ihre Perspektive bringt nicht nur Humor, sondern auch Tiefe in die Handlung. Die Beziehung der beiden ist glaubwürdig, mit Ecken und Kanten, aber voller Wärme. Sie trägt die Geschichte – und das Finale wird ihrer gemeinsamen Reise gerecht.
Kerstin Gier bleibt auch im letzten Band ihrer Linie treu: Sie verwebt Alltägliches mit Magischem auf eine Art, die angenehm unaufgeregt und gleichzeitig originell wirkt. Die magische Welt hinter unserer Realität entfaltet sich weiter, ohne je überladen zu wirken. Dabei gelingt es ihr, Spannung, Romantik, skurrile Situationen und ernste Themen gekonnt miteinander zu verbinden. Besonders in den ruhigeren Momenten zeigt sich ihr Gespür für emotionale Zwischentöne – seien es familiäre Konflikte, innere Zweifel oder stille Abschiede. Der Ton bleibt dabei stets leichtfüßig und unterhaltsam, ohne die Geschichte zu banalisieren.
Besonders reizvoll für langjährige Fans ist die subtile, aber deutlich spürbare Verbindung zu Giers früheren Werken. Auch in diesem Band zeigt sich wieder, wie gekonnt die Autorin ihre eigenen Welten miteinander verknüpft. So taucht unter anderem die vertraute Traumwelt aus der Silber-Trilogie auf – ein besonderes Schmankerl für alle, die Liv, Mia und Co. noch in guter Erinnerung haben. Diese kleinen Überschneidungen sind keine bloßen Fan-Referenzen, sondern fügen sich organisch in die Geschichte ein. Sie eröffnen die Möglichkeit, Giers Bücher nicht nur als einzelne Trilogien zu lesen, sondern als Teil eines größeren, magischen Universums. Für aufmerksame Leser entsteht dadurch ein zusätzlicher Reiz: das Gefühl, Teil eines geheimen Netzwerks aus Träumen, Türen und Parallelwelten zu sein, das sich quer durch ihre Bücher zieht. Diese Verbindungen machen „Vergissmeinnicht – Was die Welt zusammenhält“ nicht nur zu einem gelungenen Finale, sondern auch zu einem liebevollen Gruß an ihre treue Leserschaft.
Trotz all dieser Qualitäten ist der Roman nicht ganz frei von Schwächen. Der Einstieg in den dritten Band wirkt etwas zäh, was auch daran liegt, dass viele Erzählfäden vorbereitet und Figuren neu sortiert werden müssen. In der ersten Hälfte passiert vergleichsweise wenig, während sich das Tempo gegen Ende deutlich anzieht – fast schon zu stark, sodass manche Wendungen etwas gehetzt wirken. Auch bleiben einige Aspekte der magischen Welt eher vage, was den Lesefluss nicht stört, aber bei einem Finale durchaus den Wunsch nach mehr Klarheit hinterlässt. Zudem hätte man manchen Nebenfiguren, die in den vorherigen Bänden aufgebaut wurden, im Abschluss etwas mehr Raum geben können. Ihre Handlungsstränge wirken teilweise zu schnell abgehandelt oder am Rand abgelegt.
Ungeachtet dieser kleineren Kritikpunkte gelingt es Gier, ein rundes Ende zu erzählen. Die emotionalen Konflikte finden eine Lösung, die Magie verliert nicht ihren Zauber, und die letzten Seiten tragen genau den richtigen Ton zwischen Abschied und Aufbruch. Wer die Reihe von Anfang an verfolgt hat, wird diesen letzten Band mit einem weinenden und einem lachenden Auge zuklappen.
Insgesamt ist „Vergissmeinnicht – Was die Welt zusammenhält“ ein gelungenes Finale, das durch seinen Humor, seine Figuren und seine Atmosphäre überzeugt. Der Roman beweist, dass zeitgenössische Fantasy nicht laut oder actionlastig sein muss, um zu fesseln – sondern dass manchmal die stillen, zwischenmenschlichen Töne am meisten nachhallen. Eine klare Leseempfehlung für Gier-Fans – und für alle, die sich gerne in eine Geschichte fallen lassen, die Magie und Menschlichkeit auf so charmante Weise miteinander verwebt.
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