
Buchinformationen
| Titel | Chasing Eternity |
| Band | 3 von 3 |
| Autor | Alyson Noël |
| Verlag | dtv |
| Übersetzung | Michelle Landau |
| ISBN | 978-3-423-44412-5 |
| Seitenzahl | 432 |
| Genre | Romantasy |
| Bewertung | 4,5 von 5 Sterne |
Klappentext
Seit Natasha an der Gray Wolf Academy das Zeitreisen erlernte, wurde ihr Leben vollkommen auf den Kopf gestellt. Auf der Suche nach der Wahrheit über ihre Vergangenheit und im verzweifelten Wettlauf gegen Arthur Blackstone, der die Macht über die Zeit selbst erhalten will, hat sie ihre große Liebe Braxton verraten und sich auf eigene Faust auf einen Zeitsprung in die Vergangenheit begeben. Wird sie dort die Antworten auf das Mysterium ihrer Familie finden? Kann sie Arthur aufhalten, bevor er den Mechanismus von Antikythera vervollständigt und die Zeit zu seiner Waffe macht? Und wie wird sie Braxton jemals erklären können, warum sie ihn so hintergangen hat … bevor sie selbst zur größten Bedrohung für den Verlauf der Zeit wird?
Meine Meinung
Mit „Chasing Eternity“ legt Alyson Noël den finalen Band ihrer „Gray Wolf Academy“-Trilogie vor und führt die Geschichte um Zeitreisen, Machtspiele und Selbstfindung zu einem Abschluss. Der Roman kombiniert Elemente aus Romantasy, Dark Academia und historischem Zeitreise-Abenteuer und bleibt dem atmosphärischen Stil der Vorgängerbände treu.
Im Zentrum steht erneut Natasha Clarke, Schülerin der geheimnisvollen Gray Wolf Academy. Nach den Enthüllungen der ersten beiden Bände ist sie entschlossen, sich ihrer Vergangenheit zu stellen – und ihrer Zukunft eine neue Richtung zu geben. Eine Reise durch die Zeit bringt sie in Konfrontation mit ihrer eigenen Geschichte und dem gefährlichen Arthur Blackstone, dessen Pläne drohen, das Gefüge der Realität zu zerstören. Zugleich ist Natashas Beziehung zu Braxton in der Schwebe. Vertrauen, Loyalität und persönliche Opfer geraten in den Fokus, während Natasha sich der Frage stellen muss, was sie bereit ist zu riskieren – für die Liebe, für die Wahrheit und für das, was vor ihr liegt.
Der Roman knüpft stilistisch nahtlos an die Atmosphäre der Vorgängerbände an und bleibt dem geheimnisvollen, leicht düsteren Schulsetting der Gray Wolf Academy treu – einer Umgebung, die nach wie vor von verborgenen Regeln, elitären Strukturen und einem Hauch von Magie durchdrungen ist. Gleichzeitig öffnet sich die Erzählung erneut über die Grenzen des Internats hinaus, indem sie durch komplexe Zeitsprünge in verschiedene historische Epochen führt – genauso, wie es bereits in den Vorgängerbänden der Fall war. Diese Ausflüge in die Vergangenheit verleihen der Handlung zusätzliche Tiefe und weiten die Welt der Geschichte erheblich aus: Schauplätze, gesellschaftliche Kontexte und Figuren aus anderen Jahrhunderten treten in den Vordergrund und fügen der ansonsten abgeschlossenen Internatswelt neue erzählerische Ebenen hinzu. So entsteht ein Spannungsfeld zwischen Vertrautheit und Fremde, das den Fortgang der Handlung prägt und die fantastischen Elemente des Romans wirkungsvoll unterstreicht.
Obwohl Zeitreisen ein zentrales Element der Handlung darstellen, bleibt ihr Einfluss auf die erzählte Welt überraschend oberflächlich behandelt. Die Möglichkeit, durch verschiedene Epochen zu reisen und in historische Ereignisse einzugreifen, wird zwar als spannender erzählerischer Motor genutzt, doch die damit verbundenen Konsequenzen werden weitgehend ausgeblendet. Paradoxa, langfristige Auswirkungen auf den Verlauf der Geschichte oder moralische Dilemmata, die sich aus dem Eingreifen in vergangene Zeiten ergeben müssten, finden kaum Beachtung. So entsteht der Eindruck, dass das Konzept der Zeitreise eher als stilistisches Mittel denn als inhaltlich durchdachtes Konstrukt dient. Die Chance, das Thema in all seiner Komplexität zu entfalten – etwa durch das Aufwerfen ethischer Fragen oder das Reflektieren von Ursache und Wirkung – bleibt damit weitgehend ungenutzt.
Die Entwicklung von Natasha steht im Zentrum der Erzählung und vollzieht sich auf mehreren Ebenen: emotional, moralisch und in Bezug auf ihr Selbstverständnis innerhalb der sie umgebenden Welt. Zu Beginn des Romans ist sie geprägt von Unsicherheit, Schuldgefühlen und einem inneren Zwiespalt zwischen dem Wunsch nach Zugehörigkeit und der Angst, andere zu enttäuschen. Im Verlauf der Handlung wird deutlich, wie sehr sie unter der Last ihrer Entscheidungen leidet – insbesondere im Hinblick auf ihre Beziehung zu Braxton und das Geheimnis um ihre eigene Herkunft. Ihre Auseinandersetzung mit diesen Herausforderungen ist keine abrupte, sondern eine langsame, oft schmerzhafte Reise, in der sie lernt, Verantwortung zu übernehmen, sich selbst zu vertrauen und trotz Rückschlägen standhaft zu bleiben. Alyson Noël gelingt es, Natashas Wandel glaubwürdig darzustellen, indem sie ihre inneren Konflikte in stillen Momenten genauso sichtbar macht wie in dramatischen Wendepunkten. Dadurch entsteht das Porträt einer jungen Frau, die nicht durch äußere Umstände definiert wird, sondern durch die Art, wie sie ihnen begegnet – voller Zweifel, aber auch mit wachsendem Mut und innerer Stärke.
Im Gegensatz zur vielschichtigen Darstellung von Natasha bleibt die Figur Braxton, obwohl er als zentrale Love Interest eine Schlüsselrolle einnimmt, eher schemenhaft. Seine Persönlichkeit wird nur in groben Zügen umrissen, ohne dass tiefere Einblicke in seine Gedankenwelt, Motivationen oder charakterlichen Nuancen gewährt werden. Die Beziehung zwischen ihm und Natasha wirkt dadurch stellenweise unausgewogen: Während Natashas Gefühle und innerer Zwiespalt detailliert beschrieben werden, fehlt auf seiner Seite eine vergleichbare Tiefe. Besonders auffällig ist, dass kaum nachvollziehbar wird, was genau Natasha so stark zu ihm hinzieht. Weder gemeinsame Erfahrungen noch besondere charakterliche Eigenschaften Braxtons werden so herausgearbeitet, dass sich eine emotionale Verbindung für die Lesenden greifbar entwickelt. Vielmehr bleibt ihre Bindung über weite Strecken des Romans eine behauptete Nähe, deren emotionale Grundlage nicht ausreichend ausgearbeitet scheint. Dadurch verliert die Liebesgeschichte einen Teil ihres Potenzials, authentisch zu wirken oder echte Spannung zu erzeugen.
Das Ende von „Chasing Eternity“ schlägt eine überraschende Richtung ein, die sich in ihrer Konsequenz lange Zeit nicht abzeichnet. Während der Roman viele Fäden aufgreift und scheinbar auf einen klassischen Abschluss hinsteuert, wird diese Erwartung gegen Ende bewusst unterlaufen. Statt einer klaren Auflösung oder eines abgeschlossenen Happy Ends präsentiert sich das Finale als vielschichtig und offen, mit Raum für Deutung und Nachhall. Dies verleiht der Geschichte zusätzliche Tiefe, kann aber auch Irritationen hervorrufen – insbesondere, weil nicht alle Fragen restlos beantwortet werden und manche Entwicklungen abrupt erscheinen. Gerade dadurch wirkt der Schluss jedoch realitätsnah und emotional aufrüttelnd: Er stellt weniger das Bedürfnis nach Ordnung in den Vordergrund als vielmehr die Komplexität von Zeit, Identität und innerer Veränderung.
„Chasing Eternity“ schließt die Gray-Wolf-Academy-Trilogie mit einer dichten Mischung aus Spannung, Emotion und fantastischen Elementen ab. Die Verschmelzung von Zeitreisen, dunkler Internatsatmosphäre und persönlicher Entwicklung prägt den Charakter des Romans – ein Abschluss, der die erzählerischen Fäden der Vorgänger zusammenführt und neue Perspektiven auf Vergangenheit und Zukunft eröffnet.
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