
Buchinformationen
| Titel | Der Mahr und die Mär |
| Band | Einzelband |
| Autor | Björn Remiszewski |
| Verlag | – |
| Übersetzung | – |
| ISBN | 978-3-759-78541-1 |
| Seitenzahl | 359 |
| Genre | Contemporary Fantasy |
| Bewertung | 4,5 von 5 Sterne |
Klappentext
Der vierzehnjährige Theodor ahnt noch nicht, welch Abenteuer beginnt, als sein bester Freund Malte mitten in der Nacht bei ihm auftaucht und ihn bittet, ihn zu begleiten.
Sie folgen einem mysteriösen Ruf in eine fremde, fantastische Welt – eine Welt, die von etwas Urbösem heimgesucht wird.
Ihre Reise durch das melancholische Land birgt nicht nur wundersame Geschehnisse und rätselhafte Begegnungen, sondern zwingt die Freunde auch dazu, sich ihren eigenen Ängsten und unausgesprochenen Konflikten zu stellen. Die Rolle, die sie in dieser Geschichte zu spielen haben, wird ihre Freundschaft für immer verändern.
Als das Böse sein wahres Wesen offenbart, wird Theodor mit einem Albtraum konfrontiert, der ihn schon sein ganzes Leben lang verfolgt.
Meine Meinung
„Der Mahr und die Mär“ ist ein Coming-of-Age-Fantasyroman und das Debüt des deutschen Autors Björn Remiszewski. Die Geschichte richtet sich an Leser ab 12 Jahren und entführt sie in eine Welt, in der Realität und Mythos miteinander verschmelzen.
Im Mittelpunkt der Erzählung steht der 14-jährige Theodor, dessen Leben eine unerwartete Wendung nimmt, als sein bester Freund Malte ihn mitten in der Nacht aufsucht und um seine Begleitung bittet. Gemeinsam folgen sie einem mysteriösen Ruf in eine fremde, fantastische Welt, die von einer uralten bösen Macht heimgesucht wird. Auf ihrer Reise durch dieses melancholische Land begegnen sie wundersamen Phänomenen und rätselhaften Gestalten. Dabei müssen sich die Freunde nicht nur äußeren Gefahren stellen, sondern auch ihren eigenen Ängsten und unausgesprochenen Konflikten. Die Erlebnisse fordern ihre Freundschaft heraus und verändern sie nachhaltig. Als das Böse schließlich sein wahres Gesicht zeigt, wird Theodor mit einem Albtraum konfrontiert, der ihn seit seiner Kindheit verfolgt.
Björn Remiszewski zeichnet sich durch eine bildgewaltige und malerische Sprache aus, die es den Lesern ermöglicht, nicht nur in die geschaffene Welt einzutauchen, sondern sie mit allen Sinnen zu erfahren. Seine Worte weben ein dichtes Netz aus Bildern, Klängen und Emotionen, das die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen lässt. Die detaillierten Beschreibungen verleihen jeder Szene eine fast greifbare Qualität – der feuchte Nebel, der sich schwer zwischen moosbedeckten Bäumen sammelt, das fahle Mondlicht, das schattenhafte Silhouetten auf gewundene Pfade wirft, oder das ferne Echo unbekannter Stimmen, das durch die Dunkelheit hallt. Diese atmosphärische Dichte durchzieht den gesamten Roman und lässt die melancholische, zugleich magische Stimmung lebendig werden. Jede Umgebung trägt eine eigene, beinahe fühlbare Aura – sei es die unheimliche Stille eines dunklen Waldes, in dem sich die Dunkelheit zu verdichten scheint, oder die unwirkliche Schönheit einer Lichtung, in der sich das goldene Leuchten der Morgensonne mit dem trügerischen Schimmer verborgener Geheimnisse vermischt. Indem Remiszewski meisterhaft mit Kontrasten spielt, lässt er die Leserinnen nicht nur sehen, sondern spüren, wie seine Welt atmet, flüstert und Geheimnisse birgt, die nur darauf warten, entdeckt zu werden.
Die Protagonisten Theodor und Malte sind auf wunderbare Weise vielschichtig und lebendig gestaltet, was ihre Reise nicht nur zu einer äußeren, sondern auch zu einer tiefgreifenden inneren Auseinandersetzung macht. Theodor, der anfangs noch unsicher und von Zweifeln geplagt erscheint, entwickelt sich im Laufe der Erzählung zu einer komplexeren Figur. Seine Ängste, sein Drang nach Verständnis und die Frage, wie er sich selbst in einer Welt voller Mysterien und Bedrohungen begreifen kann, treiben ihn zu Entscheidungen, die nicht nur seine eigene Identität prägen, sondern auch den Verlauf der gesamten Geschichte beeinflussen. Malte hingegen zeigt sich als der mutigere, doch ebenso verletzliche Gegenpart. Seine geheimen Konflikte und die Last der Verantwortung, die er auf sich trägt, werfen einen Schatten auf seine Freundschaft zu Theodor, stellen diese immer wieder auf die Probe und entfalten eine emotionale Tiefe, die der Erzählung eine fast greifbare Intensität verleiht.
Im Zentrum der Handlung stehen nicht nur die äußeren Abenteuer und Gefahren, die die beiden Freunde gemeinsam bewältigen müssen, sondern vor allem ihre sich verändernde Freundschaft. Ihre Beziehung wird durch die Herausforderungen, denen sie begegnen, ständig hinterfragt und neu definiert – ein Wechselspiel von Vertrauen, Verrat und Verständnis, das die beiden nicht nur als Individuen wachsen lässt, sondern auch als Freunde. Die Konflikte und die Dynamik zwischen ihnen verleihen der Geschichte eine emotionale Schärfe und Tiefe, die weit über das hinausgeht, was man von einem klassischen Abenteuerroman erwarten würde.
Doch nicht nur die beiden Hauptfiguren tragen die Geschichte – auch die Nebenfiguren sind sorgfältig ausgearbeitet und tragen entscheidend zur Gesamtentwicklung bei. Jede dieser Figuren hat ihre eigene Geschichte, ihre eigenen Motivationen und Geheimnisse, die sie nicht nur zu wichtigen Bausteinen der Handlung machen, sondern auch den Figuren von Theodor und Malte den Spiegel vorhalten. Sie sind keine bloßen Randfiguren, sondern lebendige, vielschichtige Charaktere, die sowohl als Verbündete als auch als Herausforderungen auf dem Weg der Protagonisten dienen. Ihre persönlichen Konflikte und Hintergründe bereichern das Gesamtbild der Erzählung und verstärken die Themen von Vertrauen, Opfer und moralischer Verantwortung, die immer wieder aufkommen. Jede dieser Figuren trägt mit ihren eigenen Entscheidungen und Handlungen dazu bei, dass die Welt, die Remiszewski erschaffen hat, noch lebendiger und vielschichtiger wirkt.
„Der Mahr und die Mär“ markiert ein eindrucksvolles Debüt von Björn Remiszewski, das mit einer vielschichtigen Handlung und einer herausragenden sprachlichen Finesse überzeugt. Der Roman vereint auf einzigartige Weise Elemente aus Fantasy und Märchen und entfaltet eine Erzählkraft, die Leser jeden Alters in ihren Bann zieht. Wer sich von atmosphärisch dichten, kunstvoll erzählten Geschichten verzaubern lassen möchte, findet in diesem Buch eine klare Empfehlung.
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