
Buchinformationen
| Titel | Das unglaubliche Leben des Wallace Price |
| Band | Einzelband |
| Autor | T. J. Klune |
| Verlag | Heyne |
| Übersetzung | Michael Pfingstl |
| ISBN | 978-3-453-32146-5 |
| Seitenzahl | 480 |
| Genre | Contemporary Fantasy |
| Bewertung | 5 von 5 Sterne |
Klappentext
Der erfolgsverwöhnte Anwalt Wallace Price kennt nur drei Dinge: Arbeit, Arbeit und noch mal Arbeit. Es kommt ihm daher äußerst ungelegen, als er eines Tages tot umfällt und in der Zwischenwelt landet. Dort erwartet ihn der Wächter Hugo, der Wallace auf seine Reise ins Jenseits vorbereiten soll. Doch Wallace ist noch nicht bereit, und so wird ihm Zeit gewährt, um seine Angelegenheiten zu ordnen. Zeit, in der Wallace den wahren Sinn des Lebens entdeckt. Und die Liebe findet …
Meine Meinung
T. J. Klune hat sich mit seinen Geschichten einen Namen gemacht, die voller Wärme, Humor und Tiefgang sind. Sein Buch „Das unglaubliche Leben des Wallace Price“ ist ein weiterer Beweis für sein erzählerisches Talent und beschäftigt sich mit Themen wie Verlust, Liebe und der Akzeptanz des Lebens. Diese berührende Geschichte ist zugleich humorvoll und tiefgründig – eine Kombination, die Klune meisterhaft beherrscht.
Die Handlung beginnt mit Wallace Price, einem erfolgreichen, aber gefühlskalten Anwalt, der sein Leben nur auf Arbeit und materielle Dinge konzentriert. Zwischenmenschliche Beziehungen spielen für ihn keine Rolle, und als er unerwartet stirbt, hinterlässt er kaum eine Lücke im Leben der Menschen um ihn herum. Das wird ihm schmerzlich bewusst, als er bei seiner eigenen Beerdigung dabei ist und die wenigen Anwesenden weder wirkliche Trauer noch echte Zuneigung zeigen. Doch Wallaces Reise endet nicht mit seinem Tod. Stattdessen wird er von einer mysteriösen Frau namens Mei abgeholt, die ihn zu einer besonderen Teestube bringt. Diese Teestube wird von einem Mann namens Hugo geführt. Es ist ein Ort des Übergangs, an dem Seelen lernen, loszulassen und ihren Weg ins Jenseits zu finden. Doch Wallace ist nicht bereit, einfach so zu gehen.
Was folgt, ist eine tiefgreifende, bewegende und oft humorvolle Reise, auf der Wallace lernt, sein eigenes Leben aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Er erkennt, wie sehr er seine Zeit auf Erden verschwendet hat, und beginnt, sein Dasein – wenn auch posthum – neu zu definieren. Während er sich mit Hugo, Mei und anderen Figuren in der Teestube auseinandersetzt, begreift er die Bedeutung von Menschlichkeit, Liebe und der Fähigkeit, zu vergeben.
T. J. Klune entfaltet in diesem Buch eine Erzählkunst, die mit einer bemerkenswerten Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Leichtigkeit besticht. Die großen Themen des Lebens – Tod, Verlust und Veränderung – werden nicht als düstere, unüberwindbare Hindernisse dargestellt, sondern vielmehr als Teil eines natürlichen Prozesses, der sowohl Herausforderungen als auch Wachstumsmöglichkeiten bietet. Mit einer sanften, fast spielerischen Herangehensweise schafft es Klune, diesen schweren Stoff zugänglich und sogar tröstlich zu gestalten. Im Mittelpunkt dieser Reise steht Wallace Price, dessen Entwicklung eine erstaunliche Tiefe aufweist. Zu Beginn ist er der Inbegriff eines kalten Geschäftsmanns, der sein Leben ausschließlich nach Zahlen, Erfolg und Kontrolle ausgerichtet hat. Doch Klune lässt Wallace nicht in diesem Zustand verharren. Schritt für Schritt, Szene für Szene, entblättert er die Schichten eines Mannes, der sich jahrelang hinter einer Fassade aus Härte und Unnahbarkeit versteckt hat. Diese Wandlung geschieht nicht über Nacht, sondern wirkt durch ihre behutsame und realistische Darstellung umso authentischer. Wallace’ Verwandlung hin zu einem einfühlsamen, liebenswerten Charakter ist inspirierend, weil sie zeigt, wie sehr wir als Menschen in der Lage sind, uns zu verändern. Selbst wenn es scheinbar zu spät ist, selbst wenn wir uns unveränderlich fühlen, gibt es Momente und Begegnungen, die unser Herz öffnen können. Klune beweist, dass der Weg zu Mitgefühl, Liebe und Selbstakzeptanz kein geradliniger ist, sondern ein Pfad voller Stolpersteine und Selbsterkenntnisse – und dass gerade diese Reise uns zu den schönsten Aspekten des Menschseins führt.
Das Buch trägt eine universelle Botschaft: Es ist nie zu spät, um zu sich selbst zu finden, das Wesentliche im Leben zu erkennen und alte Fehler hinter sich zu lassen. Wallace’ Geschichte zeigt, dass selbst ein abgeschlossenes Leben – symbolisiert durch seinen Tod – nicht das Ende der Entwicklung bedeutet. Die Möglichkeit, zu wachsen, bleibt bestehen, solange wir bereit sind, hinzuschauen und die Veränderung zuzulassen. Klunes warme, feinfühlige Erzählweise verleiht dieser Erkenntnis eine besondere Strahlkraft und lässt einen hoffnungsvoll und berührt zurück.
Die Charaktere in „Das unglaubliche Leben des Wallace Price“ sind außergewöhnlich lebendig und facettenreich. Wallace, der anfangs so abweisend wirkt, wird nach und nach zu einer Figur, die den Leser berührt und dessen Geschichte man gespannt verfolgt. Hugo, der ruhige und mitfühlende Betreiber der Teestube, ist der Anker, an dem Wallace sich orientiert. Seine Weisheit und seine bedingungslose Akzeptanz erinnern daran, wie wichtig es ist, einfühlsam mit anderen umzugehen. Auch die quirlige Mei und Hugos Großvater Nelson, dessen Geist immer noch in der Teestube verweilt, bringen Witz und Leichtigkeit in die Erzählung, ohne dabei die Tiefe der Geschichte zu mindern.
Klunes Schreibstil ist eine wahre Freude. Seine Worte sind poetisch und durchdacht, und doch schafft er es, humorvolle und ernste Passagen mühelos miteinander zu verbinden. Die Dialoge sind scharf und oft von einer ironischen Leichtigkeit, die die schwereren Themen des Buches ausgleicht. Zugleich findet der Autor immer wieder Momente für tiefe Reflexionen, die den Leser innehalten und über das eigene Leben nachdenken lassen.
„Das unglaubliche Leben des Wallace Price“ ist mehr als nur eine Geschichte über Leben und Tod. Dieses Buch ist ein Trostpflaster für die Seele, besonders in Zeiten, in denen man mit Verlust oder schwierigen Entscheidungen konfrontiert ist. Klunes Geschichte erinnert daran, dass die Liebe – sei es die zu anderen oder zu sich selbst – das Wichtigste ist, das wir haben. Es ist ein Buch, das dazu einlädt, die eigene Existenz zu überdenken: Was bedeutet es, wirklich zu leben? Welche Spuren hinterlassen wir in den Herzen der Menschen, die uns umgeben? Und wie können wir Frieden mit dem Unvermeidlichen schließen? Klune bietet keine einfachen Antworten, doch er zeigt, dass Liebe und Mitgefühl selbst in den dunkelsten Momenten Licht spenden können.
Am Ende bleibt man mit einer tiefen Zufriedenheit zurück. Wallace Price mag zwar gestorben sein, doch seine Reise ist eine lebendige Erinnerung daran, dass es nie zu spät ist, das Leben zu genießen und mit anderen in Verbindung zu treten. T. J. Klune hat mit diesem Buch ein Werk geschaffen, das zum Lachen, Weinen und Nachdenken einlädt – ein literarisches Geschenk, das man nicht so schnell vergessen wird.
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