Brandon Sanderson: Der Pfad der Winde [Rezension]

Cover © Heyne

Buchinformationen

TitelDer Pfad der Winde
Band2 von 10
AutorBrandon Sanderson
VerlagHeyne
ÜbersetzungMichael Siefener
ISBN978-3-453-31768-0
Seitenzahl784
GenreHigh Fantasy
Bewertung4,5 von 5 Sterne

Klappentext

Einst wurde die Sturmwelt Roschar von mächtigen Kriegern beherrscht, deren magische Schwerter über Leben und Tod entschieden. Doch seit der König von Alethkar ermordet wurde, sind die einflussreichsten Fürsten des Landes zerstritten, und das Reich droht im Chaos zu versinken. Dalinar, der Bruder des ermordeten Königs, träumt davon, das Königreich wieder zu vereinen. Ein Traum, den er nur verwirklichen kann, wenn er dem Geheimnis der magischen Klingen auf die Spur kommt. Ein Traum, dessen Erfüllung die dunklen Mächte, die den Tod von Dalinars Bruder zu verantworten haben, unbedingt verhindern wollen.

Meine Meinung

Mit „Der Pfad der Winde“ präsentiert Brandon Sanderson den zweiten Teil seiner epischen Fantasy-Saga, den Sturmlicht-Chroniken, die die Leser in die faszinierende Sturmwelt Roschar wirft. Dieser Band setzt direkt dort an, wo der erste Teil mit spannenden Cliffhangern endete, und wirft uns unmittelbar in das Geschehen.

Kaladin überlebt den Großsturm auf wundersame Weise, doch seitdem scheint etwas anders an ihm zu sein. Teft beobachtet Kaladins Genesung aufmerksam und löchert ihn mit – aus Kaladins Sicht – merkwürdigen Fragen, die ihn zunehmend irritieren. Auch Syl, das kleine Windsprengsel, zeigt ein immer seltsameres Verhalten, das Kaladin vor neue Rätsel stellt. Gleichzeitig wächst der Druck auf Kaladin weiter: Seine Brückenmannschaft bekommt einen neuen Hauptmann, der zusammen mit seiner Frau nichts lieber sehen würde, als Kaladin und seine Männer tot. Kaladin muss sich diesen Gefahren stellen, während er mit seinen eigenen Veränderungen und den immer größeren Herausforderungen zu kämpfen hat.

Durch die Entscheidung, den zweiten Part des englischen Originals in einem eigenständigen Buch zu veröffentlichen, gelingt ein nahtloser Übergang in die Handlung. Ohne unnötige Wiederholungen oder lange Einleitungen können Fans der Reihe genau dort weiterlesen, wo sie zuletzt gebannt aufgehört haben – mitten in der dynamischen Entwicklung der Geschichte und den packenden Konflikten der Charaktere.

Da man inzwischen tief in die Welt von Roschar eingetaucht ist, wirken die spezifischen Begriffe und Eigenheiten dieser fantastischen Welt vertraut und intuitiv. Ohne lange Eingewöhnungszeit versteht man die Handlung sofort und findet sich mühelos in der Geschichte zurecht. Brandon Sanderson beweist erneut sein meisterhaftes Geschick in der Gestaltung von Dialogen. Diese sind nicht nur lebendig und fesselnd, sondern auch ein Schlüssel, um die Welt von Roschar noch besser zu begreifen. Die Unterschiede zwischen den gesellschaftlichen Ständen, Kulturen und sogar den regionalen Dialekten treten in den Gesprächen besonders klar hervor. Zudem spiegelt sich in den Dialogen die Persönlichkeit jeder Figur wider – von den charmanten Nuancen bis hin zu den tiefsten Konflikten. Es ist genau diese Detailverliebtheit, die Sandersons Welt so lebendig und seine Charaktere so glaubwürdig macht.

Die Charaktere verleihen dem Roman eine besondere Stärke und Tiefe. Kaladin sticht dabei als herausragende Figur hervor, doch es geht nicht nur darum, seine Kapitel zu verfolgen – jede Perspektive ist faszinierend und trägt auf ihre Weise zur Geschichte bei. Die Figuren sind auf beeindruckende Weise ausbalanciert: Zwar gibt es Momente, in denen man einen besonders spannenden Handlungsstrang weiterverfolgen möchte, doch schnell wird klar, dass alle Erzählstränge gleich bedeutend sind und auf ein gemeinsames Ziel zusteuern. Mit jedem Kapitel wachsen die Charaktere einem mehr ans Herz, und ihre Herausforderungen und Konflikte lassen einen mitfiebern und mitfühlen. Interessanterweise sind längst nicht alle Figuren einander begegnet, doch es zeigen sich bereits subtile Verbindungen und Parallelen zwischen ihnen, die die Geschichte umso spannender machen.

„Der Pfad der Winde“ ist, wie bereits sein Vorgänger, eine klare Empfehlung für Fans epischer High-Fantasy-Romanreihen, die Wert auf eine detailliert ausgearbeitete Welt und tiefgründige Charaktere legen. Das Buch bietet eine fesselnde Leseerfahrung und überzeugt auf ganzer Linie. Aufgrund der Komplexität der Handlung und der zahlreichen Verbindungen zwischen den Figuren und Ereignissen ist es jedoch ratsam, mit „Der Weg der Könige“ zu beginnen, um die Geschichte in ihrer ganzen Tiefe zu verstehen.

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