Amie Kaufman, Jay Kristoff: Aurora entflammt [Rezension]

Buchinformationen

TitelAurora entflammt
Band2 von 3
AutorAmie Kaufman, Jay Kristoff
VerlagFischer Sauerländer
ÜbersetzungBarbara König
ISBN978-3-7373-5671-8
Seitenzahl528
GenreScience-Fiction
Bewertung3,5 von 5 Sterne

Klappentext

Tyler und sein Squad 312 sind zurück, und dieses Mal sind sie auf der Flucht vor so ziemlich jedem in der Galaxie. Nachdem sie in galaktisches Sperrgebiet eingedrungen sind, ist auf sie ein Kopfgeld ausgesetzt. Ihre Hauptaufgabe besteht aber nicht nur darin, sich selbst zu retten, sondern auch ihre blinde Passagierin Aurora. Und die Zeit drängt. Denn wenn Aurora nicht lernt, ihre Kräfte als Trigger zu beherrschen, wird der Squad 312 und alle seine Bewunderer toter sein als der große Ultrasaurier von Abraxis IV …

Meine Meinung

Die Autoren Jay Kristoff und Amie Kaufman haben sich mit der Fortsetzung ihrer epischen Science-Fiction-Reihe, „Aurora entflammt“, erneut an ein ambitioniertes Projekt gewagt. Das Buch ist der zweite Teil der Aurora-Trilogie und knüpft nahtlos an die Geschehnisse aus „Aurora erwacht“ an. Mit rasanter Action, einer Vielzahl von Perspektiven und emotionalen Konflikten verspricht es, die Fans der Reihe erneut zu begeistern. Doch wie gelungen ist der zweite Teil wirklich?

Nachdem das Squad 312 im ersten Band zu einer bunten Truppe aus Außenseitern zusammengefunden hat, stehen sie nun vor noch größeren Herausforderungen. Ihre Mission, Aurora Jie-Lin O’Malley und ihre mysteriösen Kräfte zu schützen, wird durch galaktische Intrigen und eine drohende kosmische Bedrohung erschwert. Während sie von mächtigen Feinden gejagt werden, müssen sie nicht nur ihre Differenzen überwinden, sondern auch die Geheimnisse von Auroras Vergangenheit aufdecken.

Besonders herausragend ist die Art und Weise, wie Kristoff und Kaufman es schaffen, die Handlung mit einem hohen Tempo voranzutreiben. Die Kapitel enden häufig mit Cliffhangern, was das Buch schwer aus der Hand legbar macht. Gleichzeitig wird die Geschichte durch unerwartete Wendungen und Enthüllungen komplexer, was die Spannung konstant hochhält.

Einer der größten Pluspunkte des Buchs bleibt die Chemie zwischen den Figuren. Die Squad-Mitglieder sind alle auf ihre Art einzigartig: Von Zilas trockenen Kommentaren bis zu Finians beißendem Sarkasmus, das Buch lebt von seinen starken Dialogen und dem bissigen Humor. Auch die emotionalen Momente – sei es durch Romantik, Freundschaft oder Verlust – verleihen der Handlung Tiefe. Besonders hervorzuheben ist die Entwicklung von Aurora, die im ersten Band noch eine passive Rolle spielte. In Aurora entflammt beginnt sie, ihre Kräfte zu beherrschen, und zeigt, dass sie mehr ist als nur ein Mädchen mit mysteriösem Hintergrund. Jedoch wird im Rahmen dessen auch sehr schnell klar, dass sie die Mary Sue der Gruppe ist. Es gibt schließlich keinen Charakter, der besonderer ist als sie.

Die Actionszenen sind meisterhaft geschrieben: temporeich, visuell und emotional packend. Man spürt förmlich, wie die Figuren von einer Krise in die nächste stürzen, und fühlt mit ihnen mit. Die Autoren haben ein Talent dafür, Kämpfe nicht nur physisch, sondern auch emotional aufzuladen. Während das hohe Tempo des Buchs ein großer Pluspunkt ist, kann es stellenweise auch überwältigend sein. Die Handlung wird immer komplexer, und die vielen Enthüllungen, Plot-Twists und neuen Bedrohungen lassen wenig Raum zum Durchatmen. Gelegentlich fühlt es sich an, als hätten Kristoff und Kaufman versucht, zu viel in einen einzigen Band zu packen.

Eine der größten Schwächen des Buchs ist die Vielzahl an Perspektiven. Fast jedes Squad-Mitglied hat seine eigenen Kapitel, was zwar Einblicke in die individuellen Gedankenwelten bietet, aber gleichzeitig den Erzählfluss hemmt. Manche Perspektiven wirken redundant oder weniger relevant, was das Lesen stellenweise anstrengend macht. Und obwohl die Charaktere gut geschrieben sind, bekommen einige Figuren deutlich weniger Aufmerksamkeit als andere. Beispielsweise bleibt Scarlett, die im ersten Band eine starke Rolle hatte, im zweiten Teil eher blass und wird eigentlich nur auf ihre Oberweite reduziert.

Auch die Entwicklung von Kal und seiner Beziehung zu Aurora bleibt leider in klischeehaften Bahnen verhaftet. Kal, der mysteriöse und gefährliche Krieger mit einer tragischen Vergangenheit, fällt in die Rolle des schweigsamen Beschützers, der sein Leben bereitwillig für die „Auserwählte“ aufs Spiel setzt. Ihre Beziehung folgt einer vorhersehbaren „verbotene Liebe“-Dynamik, die man schon in unzähligen Geschichten gesehen hat: ein Paar, das durch äußere Umstände getrennt wird, während ihre Liebe immer dramatischer inszeniert wird. Die romantischen Dialoge wirken oft kitschig und übertrieben, was den Eindruck verstärkt, dass ihre Verbindung mehr für dramatische Effekte dient, als wirklich organisch zu sein. Auroras Gefühle für Kaliis entwickeln sich zudem erstaunlich schnell, obwohl die Umstände ihrer Beziehung von Misstrauen und Geheimnissen geprägt sind. Dies führt dazu, dass man den Eindruck bekommt, die romantische Entwicklung sei mehr Plot-Mechanik als tiefgreifende Charakterchemie. Letztlich fehlt es ihrer Beziehung an Subtilität und Frische, was sie im Vergleich zu anderen Aspekten der Geschichte blass erscheinen lässt.

„Aurora entflammt“ ist ohne Frage ein gelungener zweiter Band, der die Spannung der Buchreihe aufrechterhält und die Handlung in neue, unerwartete Richtungen führt. Die Dynamik der Charaktere, das World-Building und die Action machen das Buch zu einem Vergnügen für Science-Fiction-Fans. Allerdings leidet es unter seiner eigenen Ambition: Die Vielzahl an Perspektiven und der überladene Plot und die schlecht erzählten Liebesgeschichten nehmen dem Leser manchmal den Genuss, sich wirklich in die Geschichte zu vertiefen.

Wer bereits den ersten Band mochte, wird auch diesen Teil lieben, sollte sich jedoch darauf einstellen, dass er etwas mehr Aufmerksamkeit und Geduld erfordert. Für Neueinsteiger ist es jedoch kein geeigneter Einstieg – hier lohnt es sich, mit „Aurora erwacht“ zu beginnen.

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