
Buchinformationen
| Titel | A Tempest of Tea |
| Band | 1 von 2 |
| Autor | Hafsah Faizal |
| Verlag | Knaur |
| Übersetzung | Constanze Weise |
| ISBN | 978-3-426-44818-2 |
| Seitenzahl | 384 |
| Genre | High Fantasy |
| Bewertung | 2,5 von 5 Sterne |
Klappentext
Die Straßen von White Roaring gehören Arthie Casimir, kriminelles Superhirn, Waise und Sammlerin von Geheimnissen. In ihrem luxuriösen Teehaus empfängt die Waise Arthie Casimir tagsüber die Reichen der Stadt – und gelangt dabei an so manches brisante Geheimnis. Nachts jedoch verwandelt sich die Teestube in ein illegales Bluthaus für Vampire, die von den Einwohnern des Landes Ettenia ebenso gefürchtet wie verachtet werden.
Doch als ihr Teehaus bedroht wird, bietet ein geheimnisvoller Fremder Arthie einen Deal an, dem sie nicht widerstehen kann: Sie soll ein Buch stehlen, das sich in der verführerischen Unterwelt Ettenias befindet, die von mächtigen Vampiren beherrscht wird und zu der Außenstehende keinen Zutritt haben.
Zusammen mit ihrem engsten Vertrauten Jin stellt Arthie eine Crew für diese unmögliche Mission zusammen. Doch nicht alle sind wirklich auf ihrer Seite, und plötzlich findet Arthie sich inmitten einer Verschwörung mächtiger Vampire wieder, die die Welt in ihren Grundfesten erschüttert.
Meine Meinung
In „A Tempest of Tea“ entführt Hafsah Faisal die Leser in eine neue Welt, die stark an das London Golden Twenties erinnert. Im Mittelpunkt steht das Geschäft einer jungen Frau, das sich tagsüber als Teehaus präsentiert und nachts in ein düsteres Bluthaus verwandelt. Unter der unscheinbaren Fassade laufen eine Reihe krummer Geschäfte, die nicht ans Tageslicht geraten dürfen.
Die Geschichte folgt dem kriminellen Superhirn Arthie Casimir, die in den Straßen von White Roaring das Sagen hat. Tagsüber führt sie ein luxuriöses Teehaus, das eine Front für ihre geheime Tätigkeit als Sammlerin von brisanten Informationen ist. Doch in den dunklen Stunden verwandelt sich ihr Teehaus in einen gefährlichen Ort für Vampire, die in der Welt von Ettenia gleichermaßen gefürchtet und verachtet werden. Als ihr Imperium plötzlich bedroht wird, bietet ein mysteriöser Fremder ihr einen Deal an, den sie nicht ablehnen kann: Sie soll ein geheimnisvolles Buch stehlen, das tief im Herzen der Vampirunterwelt verborgen ist. Zusammen mit ihrem treuen Begleiter Jin stellt Arthie eine Crew zusammen, um diese unmögliche Mission zu erfüllen. Doch als sie tiefer in eine Verschwörung von mächtigen Vampiren verwickelt wird, steht sie vor einer Herausforderung, die alles, was sie je kannte, verändern könnte.
Soweit zur Grundidee des Romans, die durchaus Potenzial erkennen lässt. Eine kriminelle Heldin, die in einer Welt voller Intrigen und dunklen Machenschaften lebt, gepaart mit einer geheimen Mission, die das Schicksal ganzer Städte beeinflussen könnte – das klingt vielversprechend. Leider blieb die Umsetzung hinter den Erwartungen zurück.
Das Buch vermittelt den Eindruck einer Urban Fantasy, die gewaltsam in das Genre der High Fantasy hineingepresst wurde, ohne dabei die notwendigen Elemente beider Welten wirklich zu meistern. Der Versuch, moderne urbanistische Aspekte mit einer fantastischen Welt zu verbinden, wirkt holprig und unorganisch. Die Handlung und die Charaktere scheinen zwar in einer Welt zu agieren, die Magie und übernatürliche Wesen umfasst, jedoch bleibt diese Welt hinter den Erwartungen an ein überzeugendes Worldbuilding weit zurück. Wichtige Details zu Geschichte, Kultur oder Geografie werden kaum beleuchtet, was die Welt oft leer und wenig greifbar erscheinen lässt. Trotzdem wird erwartet, bereits über ein gewisses Wissen über diese Welt zu verfügen, da viele der zentralen Elemente der Geschichte nur angedeutet und selten erklärt werden. Dies führt dazu, dass wichtige Handlungsstränge und Konzepte für Außenstehende kaum verständlich sind. Ohne dieses Hintergrundwissen wirken viele Ereignisse oder Bezüge unlogisch oder schwer nachvollziehbar. So wird das Buch zu einer Herausforderung, da es den Eindruck erweckt, dass es mehr zu wissen gibt, als tatsächlich vermittelt wird. Die fehlende Erklärung von grundlegenden Aspekten der Welt macht das Leseerlebnis zäh und frustrierend, da oft der Eindruck entsteht, man sei nicht vollständig in die Geschichte eingetaucht, sondern beobachte sie nur aus der Ferne.
Auch die Handlung kann nicht gänzlich überzeugen und zieht sich unnötig in die Länge. Die Erzählung plätschert oft vor sich hin, ohne wirkliche Höhepunkte oder packende Wendungen. Sie verliert sich in zahlreichen Nebensträngen, die interessante Ansätze bieten, aber nicht genug Substanz haben, um die Geschichte voranzutreiben. Der rote Faden fehlt, und die Erzählung verpasst es, den Leser zu fesseln. Statt in die Welt und die Geschehnisse einzutauchen, wird man immer wieder von langatmigen Passagen und unnötigen Wiederholungen aufgehalten. Sätze, die sich in die Länge zogen, und Abschnitte, die nichts zur Handlung beitrugen, machten das Weiterlesen zur Herausforderung. Mehrmals schien ein Abbruch unausweichlich, doch die Hoffnung auf eine Wendung, die das Buch noch retten könnte, hielt mich zunächst bei der Stange. Doch diese Wendung blieb leider aus, und die Geschichte verlor sich immer mehr in Längen und Wiederholungen.
Das Herzstück eines jeden guten Fantasy-Romans sind zweifellos die Charaktere, doch hier scheitert das Buch auf ganzer Linie. Die Figuren wirken leider kaum authentisch, da sie größtenteils als flache Stereotype agieren. Sie sind alle übertrieben talentiert und besitzen außergewöhnliche Fähigkeiten, die fast schon ins Unverhältnismäßige übersteigert sind. Diese überbordende Überlegenheit dient nicht dazu, sie vielschichtiger oder interessanter zu machen, sondern lässt sie vielmehr eindimensional und unglaubwürdig erscheinen. Jeder Charakter scheint gezwungen zu sein, auf seine eigene Art „besonders“ zu sein – sei es durch außergewöhnliche Macht, unvergleichliche Intelligenz oder beeindruckende Kampfgeschicklichkeit. Doch anstatt sie als tiefgründige, facettenreiche Persönlichkeiten zu entwickeln, werden sie zu leeren Hüllen, die mit ihren krassen Fähigkeiten lediglich als Vehikel für die Handlung dienen. Sie sind mehr Konzept als Individuum. Das führt dazu, dass sie sich nicht organisch in die Geschichte einfügen. Statt das Geschehen voranzutreiben oder emotional mitzunehmen, wirken sie eher wie Fremdkörper, die durch die Erzählung stolpern, ohne wirklich Teil von ihr zu werden. Diese unorganische Darstellung lässt den Leser distanziert zurück – es fehlt an Verbindung und Empathie für die Figuren, was das Leseerlebnis stark beeinträchtigt.
Auch der Versuch, eine organische Liebesgeschichte zu erzählen, schlägt in diesem Buch leider fehl. Was hier als romantische Entwicklung präsentiert wird, bedient sich vor allem der altbekannten Enemies-to-Lovers-Trope, die inzwischen in kaum einer Fantasy-Geschichte mit Romantikanteil fehlt – die Tatsache ignorierend, dass sie viel zu viel genutzt wird und daher mittleweile vorhersehbar wirkt. Diese Dynamik wird darüber hinaus noch durch ein Love Triangle ergänzt, das jede Spannung nur auf eine stereotype Weise steigert, ohne die Emotionen oder Konflikte authentisch zu gestalten. Statt tiefer emotionaler Bindungen oder subtiler Anziehung wirkt die Romanze erzwungen und überladen mit Klischees.
Hinzu kommt das auffällige Bedürfnis der Autorin, sämtliche Figuren miteinander zu verkuppeln. Egal, wie unterschiedlich ihre Persönlichkeiten oder Hintergründe sein mögen – es wird darauf bestanden, dass jeder Charakter in irgendeine romantische Beziehung verwickelt wird oder sich zumindest eine solche anbahnt. Liebe wird hier als zwingender Bestandteil des Lebens dargestellt, als gäbe es keine größere Erfüllung als die romantische Partnerschaft. Dabei geht das Buch erstaunlich wenig darauf ein, ob solche Bindungen zu den Figuren passen oder sie als Individuen überhaupt weiterentwickeln. Dieser stereotype Ansatz entwertet die Einzigartigkeit und Tiefe der Charaktere und wirkt wie eine Ansammlung von Zwangspaarungen, die nicht durch echte Gefühle, sondern durch den Drang zur Standardromanze zusammengehalten werden. Es fehlt an emotionalem Tiefgang, an glaubwürdigen Entwicklungen und vor allem an der Freiheit für die Figuren, ihre eigenen Wege zu gehen – sei es romantisch oder nicht. So wird Liebe als universelle Erfüllung dargestellt, ohne Raum für Individualität oder eine echte Reflexion darüber, was diese Figuren in ihrem Leben wirklich antreibt.
„A Tempest of Tea“ hätte das Potenzial gehabt, ein herausragendes Werk zu werden – eines, das mühelos mit der Kraft und Finesse der Krähen-Dilogie mithalten könnte. Doch statt das Versprechen seiner soliden Grundidee zu erfüllen, bleibt der Roman letztlich weit hinter seinen Möglichkeiten zurück. So fügt er dem Fantasy-Genre kaum etwas Neues oder Bereicherndes hinzu und wirkt eher wie eine verpasste Chance als wie eine erinnerungswürdige Ergänzung.
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