Brandon Sanderson: Elantris [Rezension]

Cover © Piper

Buchinformationen

TitelElantris
BandEinzelband
AutorBrandon Sanderson
VerlagPiper
ÜbersetzungUte Brammertz, Karen Gerwig
ISBN978-3-492-28153-9
Seitenzahl928
GenreHigh Fantasy
Bewertung4 von 5 Sterne

Klappentext

Einst war Elantris, die magische Stadt im Lande Arelon, ein Paradies, in dem die Götter wandelten. Aber dann wurde es von einem schrecklichen Fluch getroffen und die vormals blühende Stadt verwandelte sich in eine tödliche Falle für ihre Bewohner. Kronprinz Raoden, der in der gefallenen Stadt gefangen ist, muss gemeinsam mit der Königstochter Sarene das Geheimnis von Elantris ergründen …

Meine Meinung

„Elantris“, das Debüt des mittlerweile weltbekannten Fantasy-Autors Brandon Sanderson, wurde 2005 veröffentlicht und hat sich seitdem als moderner Klassiker des Genres etabliert. Sanderson, der vor allem durch seine Arbeit an Robert Jordans „Das Rad der Zeit“ und seine eigenen Werke wie „Die Nebelgeborenen“ und die Sturmlicht-Chroniken Berühmtheit erlangte, präsentiert in „Elantris“ eine fesselnde Mischung aus Magie, Intrigen und menschlichen Schicksalen.

Im Zentrum des Romans steht die gleichnamige Stadt Elantris. Einst war sie eine prächtige Metropole, in der unsterbliche, gottgleiche Wesen lebten, die durch eine mysteriöse, magische Kraft – den Shaod – auserwählt wurden. Diese „Elantrier“ waren bekannt für ihre glänzende Haut und die Fähigkeit, Magie, genannt AonDor, zu wirken, mit der sie sowohl heilen als auch unglaubliche technische Wunder vollbringen konnten. Elantris war ein Ort des Lichts, des Wissens und des Überflusses. Doch zehn Jahre vor Beginn der Handlung verfiel Elantris über Nacht. Der Shaod, der die Elantrier früher zu göttlichen Wesen machte, verwandelte sie plötzlich in verfluchte Kreaturen. Ihre Haut ist nun von Flecken durchzogen, ihre Körper verfaulen, und Wunden heilen nicht mehr. Die Stadt selbst ist zu einem düsteren Ort des Verfalls geworden, wo Hoffnungslosigkeit und Schmerz herrschen. Dieser Wandel von Schönheit und Magie hin zu Fäulnis und Leid verleiht Elantris eine düstere, beinahe apokalyptische Atmosphäre.

Elantris dient als kraftvolles Symbol im Roman – es steht für den Zerfall von Macht und den Preis, den Magie mit sich bringen kann. Gleichzeitig weckt es die Frage, ob dieser Verfall endgültig ist, oder ob Hoffnung auf Erneuerung besteht.

Die Handlung von Elantris entfaltet sich auf drei Ebenen, die durch die Perspektiven der drei Hauptcharaktere erzählt werden. Raoden, der Kronprinz von Arelon, wird gleich zu Beginn des Buches vom Shaod befallen und in die verfallene Stadt Elantris verbannt. Dort muss er nicht nur mit den körperlichen Qualen kämpfen, die das Shaod mit sich bringt, sondern auch mit der Verzweiflung der Bewohner, die im Chaos versinken. Anstatt sich seinem Schicksal zu ergeben, versucht Raoden jedoch, Elantris von innen heraus zu reformieren. Sein unermüdlicher Glaube an die Fähigkeit, Gutes zu bewirken, verleiht seiner Geschichte eine starke ethische Komponente.

Sarene, eine Prinzessin aus dem Nachbarland Teod, reist nach Arelon, um Raoden zu heiraten, nur um dort zu erfahren, dass er „gestorben“ sei. Obwohl sie nun als Witwe gilt, beschließt Sarene, in Arelon zu bleiben und sich in die politischen Intrigen des Königreichs zu verstricken. Ihre Geschichte ist von Machtkämpfen und politischen Manövern geprägt, die sie als kluge und entschlossene Akteurin in einer von Männern dominierten Welt zeigen. Sarene kämpft nicht nur gegen Korruption und Intrigen, sondern auch gegen die Erwartungen, die an sie als Frau gestellt werden.

Der dritte Hauptcharakter ist Hrathen, ein Priester des religiösen Reiches Fjordell, der nach Arelon geschickt wird, um die Bevölkerung zu konvertieren und das Königreich auf eine Invasion vorzubereiten. Hrathens Geschichte ist besonders interessant, da sie die religiösen und moralischen Konflikte im Buch widerspiegelt. Er ist ein glühender Fanatiker, der glaubt, im Namen seines Gottes das Richtige zu tun, doch im Laufe der Handlung wird er zunehmend mit Zweifeln und inneren Konflikten konfrontiert.

Die drei Erzählstränge ergänzen sich perfekt. Während Raoden die Hoffnung und den Wiederaufbau in Elantris verkörpert, kämpft Sarene auf politischer Ebene gegen Intrigen, und Hrathen bringt eine religiöse und philosophische Dimension in die Handlung ein. Die parallelen Erzählungen verweben sich zu einem spannenden Netz aus Konflikten, Machtkämpfen und moralischen Fragen.

Sanderson ist bekannt für seine detaillierten und gut durchdachten Magiesysteme, und „Elantris“, ist keine Ausnahme. AonDor, die Magie der Elantrier, basiert auf der Verwendung von Aons, speziellen magischen Symbolen, die in der Luft gezeichnet werden. Die Wirksamkeit der Magie hängt von der Präzision ab, mit der diese Aons gezeichnet werden. Dieser Ansatz zur Magie verleiht dem System eine wissenschaftliche Komponente, die typisch für Sanderson ist und die Leser dazu einlädt, sich aktiv mit den Regeln der Magie auseinanderzusetzen.

„Elantris“ ist ein bemerkenswertes Debüt, das viele der Elemente enthält, die Brandon Sanderson später zu einem der größten Namen in der Fantasy machen sollten. Es ist eine Geschichte von Macht und Verfall, von Glaube und Zweifel, von menschlicher Stärke und moralischen Dilemmata. Die faszinierende Welt, das innovative Magiesystem und die komplexen Charaktere machen das Buch zu einem unvergesslichen Leseerlebnis und bieten gleichzeitig einen guten Einstieg in Sandersons Kosmeer-Universum.

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