
Buchinformationen
| Titel | Eine Nachtigall in New York |
| Band | Zusatzband |
| Autor | Ben Aaronovitch |
| Verlag | dtv |
| Übersetzung | Christine Blum |
| ISBN | 978-3-423-44524-5 |
| Seitenzahl | 208 |
| Genre | Urban Fantasy |
| Bewertung | 4,5 von 5 Sterne |
Klappentext
New York, 1920er-Jahre: Augustus Berrycloth-Young, Absolvent der Zauberschule Casterbrook, ist unangenehm überrascht: Denn unangekündigt steht sein alter Schulkamerad Thomas Nightingale vor der Tür und reißt ihn aus seinem behaglichen Leben.
Nightingale ist auf geheimer Mission nach New York geschickt worden, um ein verzaubertes Saxophon ausfindig zu machen, das seltsame Kräfte entfaltet, wenn es gespielt wird. Und ausgerechnet Augustus soll ihm helfen, dabei will er eigentlich nur das Dolce Vita genießen.
Auf der Suche machen die beiden Männer die Jazzclubs der Metropole unsicher und machen unfreiwillig mit der nicht-magischen und korrupten Polizei Bekanntschaft …
Meine Meinung
Ben Aaronovitch, der für seine Urban Fantasy-Werke bekannt ist, verzaubert seine Leser erneut mit „Eine Nachtigall in New York“ einer Novelle, die die Magie der 1920er Jahre in einer der aufregendsten Städte der Welt entfaltet. An der Seite zweier magischer Ermittler tauchen wir in das glamouröse, aber auch gefährliche New York ein, wo Jazz und Magie auf faszinierende Weise miteinander verschmelzen.
Die Geschichte beginnt mit Augustus Berrycloth-Young, einem Absolventen der Zauberschule Casterbrook, der ein ruhiges Leben in New York führt. Doch seine Ruhe wird jäh gestört, als sein alter Schulkamerad Thomas Nightingale unangekündigt vor seiner Tür steht. Nightingale ist auf einer geheimen Mission: Er soll ein verzaubertes Saxophon finden, das unglaubliche Kräfte entfaltet, wenn es gespielt wird. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche und tauchen dabei immer tiefer in die Jazz-Szene New York Citys ein.
Aaronovitch schafft es meisterhaft, die Atmosphäre der 1920er Jahre einzufangen. Die Jazzclubs pulsieren vor Leben, gefüllt mit den Klängen von Saxophonen und Trompeten, die die Luft mit einer elektrisierenden Energie erfüllen. Man kann förmlich die rauchige Luft und den Duft von teurem Parfüm und Zigarren riechen, während die Gäste in ihren glamourösen Outfits die Tanzflächen bevölkern. Die Mode dieser Zeit, mit ihren Flapper-Kleidern, Perlenketten und maßgeschneiderten Anzügen, wird detailreich beschrieben und lässt die Leser in eine vergangene Ära eintauchen. Doch es sind nicht nur die glitzernden Oberflächen, die Aaronovitch so lebendig macht. Er beleuchtet auch die gesellschaftlichen Spannungen und die dunkleren Ecken der Stadt. Die Prohibition, die Korruption innerhalb der Polizei und die Kluft zwischen den verschiedenen sozialen Schichten werden geschickt in die Handlung verwoben. Diese Elemente verleihen der Geschichte Tiefe und machen sie zu mehr als nur einem einfachen magischen Abenteuer. Durch seine lebendigen Beschreibungen und die sorgfältige Recherche gelingt es Aaronovitch, eine Welt zu erschaffen, die sowohl faszinierend als auch glaubwürdig ist.
Der junge Nightingale ist eine interessante Figur, um den sich auch jetzt schon einige Geheimnisse ranken. Er ist entschlossen, mutig und besitzt eine tiefe Kenntnis der magischen Künste. Seine ruhige und besonnene Art steht im Kontrast zu den oft chaotischen Situationen, in die er gerät. Nightingale ist ein Mann der wenigen Worte, aber wenn er spricht, hat jedes Wort Gewicht.
Augustus, ein ehemaliger Absolvent der Zauberschule Casterbrook, führt ein eher zurückgezogenes Leben in New York. Er ist widerwillig in das Abenteuer hineingezogen, zeigt jedoch im Laufe der Geschichte eine bemerkenswerte Entwicklung. Anfangs zögerlich und unsicher, wächst er über sich hinaus und beweist Mut und Einfallsreichtum. Augustus bringt eine gewisse Leichtigkeit und Humor in die Geschichte, was einen schönen Kontrast zu Nightingales Ernsthaftigkeit bildet.
Die Beziehung zwischen Nightingale und Augustus ist von einer interessanten Dynamik geprägt. Obwohl sie alte Schulfreunde sind, haben sie sich in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Nightingale ist der erfahrene und oft ernste Mentor, während Augustus der etwas unbedarfte, aber lernwillige Schüler geblieben ist. Ihre Interaktionen sind geprägt von gegenseitigem Respekt, aber auch von humorvollen Momenten, die ihre Freundschaft vertiefen. Augustus’ anfängliche Skepsis gegenüber Nightingales Mission weicht schnell einer tiefen Bewunderung für dessen Fähigkeiten und Entschlossenheit. Gemeinsam navigieren sie durch die Gefahren und Herausforderungen der 1920er Jahre in New York, wobei ihre unterschiedlichen Stärken und Schwächen sie zu einem unschlagbaren Team machen. Nightingales strategisches Denken und magische Fähigkeiten ergänzen sich perfekt mit Augustus’ Improvisationstalent und seinem Gespür für die Menschen und die Stadt.
Ben Aaronovitch überrascht seine Leser in „Eine Nachtigall in New York“ mit einer subtilen, aber bedeutungsvollen Darstellung queerer Charaktere und Beziehungen. In einer Zeit, in der Homosexualität gesellschaftlich geächtet und oft gefährlich war, schafft Aaronovitch es, diese Thematik sensibel und respektvoll in die Handlung zu integrieren. Die queeren Elemente sind nicht nur ein Mittel zur Charakterentwicklung, sondern auch ein Spiegel der gesellschaftlichen Spannungen und Herausforderungen der 1920er Jahre. Die Schwierigkeiten und Gefahren, denen queere Menschen in dieser Zeit ausgesetzt waren, werden authentisch dargestellt, ohne dabei die Hoffnung und die Schönheit von Liebe und Akzeptanz zu verlieren.
„Eine Nachtigall in New York“ ist eine atmosphärische und mitreißende Novelle, die Magie, Musik und die faszinierende Ära der 1920er Jahre auf eine fesselnde Weise kombiniert. Ben Aaronovitch beweist einmal mehr sein Talent, urbane Schauplätze mit magischen Geschichten zu verweben und dabei Figuren zu erschaffen, die tiefgründig, charmant und absolut einprägsam sind. Eine lesenswerte Ergänzung zur Peter-Grant-Reihe!
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