Nina Scheweling: Full Dive [Rezension]

Cover © Rotfuchs

Buchinformationen

TitelFull Dive
BandEinzelband
AutorNina Scheweling
VerlagRotfuchs
Übersetzung
ISBN978-3-7571-0020-9
Seitenzahl384
GenreNear-Future-Thriller
Bewertung4 von 5 Sterne

Klappentext

Jess ist zwar leidenschaftlicher Gamer, aber längst nicht so gut wie sein großer Bruder Jaxon. Als Jaxon verhaftet wird, schleust sich Jess an seiner Stelle bei einem Test für ein Videospiel mit neuartiger Technologie ein. Jess interessiert eigentlich nur das Preisgeld, das seine Familie dringend braucht. Doch schon bald stellen er und seine Mitspielerin Rumi fest, dass es bei diesem angeblichen Spiel um Gedankenkontrolle geht – und dass finstere Mächte an dem verborgenen Algorithmus interessiert sind. Und was noch schlimmer ist: Wenn Jess und Rumi den Algorithmus nicht finden, werden sie das Spiel nie wieder verlassen …

Meine Meinung

In der heutigen digitalen Ära, in der Videospiele und virtuelle Realitäten immer mehr an Bedeutung gewinnen, bringt Nina Scheweling mit ihrem neuen Buch „Full Dive“ einen packenden Near-Future-Thriller auf den Markt, der die Grenzen zwischen Spiel und Realität verschwimmen lässt. Dieser erzählt die Geschichte von Jess, einem leidenschaftlichen Gamer, der jedoch stets im Schatten seines älteren Bruders Jaxon steht. Als Jaxon verhaftet wird, sieht Jess seine Chance gekommen und nimmt an einem Test für ein revolutionäres Videospiel teil, das auf neuartiger Technologie basiert. Was als harmloses Spiel beginnt, entpuppt sich schnell als tödlicher Ernst: Jess und seine Mitspielerin Rumi entdecken, dass es bei diesem Spiel um Gedankenkontrolle geht und dass finstere Mächte hinter dem verborgenen Algorithmus her sind.

Anfangs hatte ich Schwierigkeiten mit dem Schreibstil, da dieser aus einer Vielzahl kurzer Sätze besteht. Diese Struktur wirkte zunächst abgehackt und störte den Lesefluss. Doch je weiter ich in die Geschichte eintauchte, desto besser konnte ich mich mit der Wahl dieses Stils arrangieren, zumal diese perfekt zur rasanten und intensiven Handlung passt. Die kurzen Sätze erzeugen ein Gefühl von Dringlichkeit und Spannung, das den Leser förmlich durch die Seiten treibt. Es ist, als ob man selbst in das Spiel hineingezogen wird und die Ereignisse hautnah miterlebt. Diese stilistische Entscheidung von Scheweling trägt maßgeblich dazu bei, die immersive Atmosphäre des Buches zu schaffen und den Leser in den Bann zu ziehen.

Die Grundidee von „Full Dive“ weckt unweigerlich Erinnerungen an den beliebten Anime „Sword Art Online“, doch das Buch entfernt sich in vielerlei Hinsicht deutlich davon. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass „Full Dive“ genretechnisch eine völlig andere Richtung einschlägt. Während „Sword Art Online“ tief in der Fantasy-Welt verwurzelt ist, bewegt sich „Full Dive“ in einem ganz anderen Spektrum. Einige Szenen im Spiel selbst mögen zwar starke Fantasy-Elemente aufweisen, doch das Gesamtbild des Romans ist vielschichtiger. Die Handlung und die Atmosphäre des Buches tendieren eher in Richtung Dystopie und Science-Fiction, was dem Near-Future-Thriller-Genre entspricht. Diese Mischung aus futuristischen und dystopischen Elementen verleiht „Full Dive“ eine einzigartige Note, die es von anderen Werken abhebt, aber auch beunruhigende Zukunftswelt aufzeigt.

Die Charaktere in „Full Dive“ sind schön gestaltet und zeichnen sich durch ihre Vielschichtigkeit und Authentizität aus. Jeder von ihnen hat eine eigene, tiefgründige Persönlichkeit, die im Laufe der Geschichte immer weiter enthüllt wird. Diese sorgfältige Charakterentwicklung ermöglicht es den Lesern, sich mühelos mit den Figuren zu identifizieren und ihre emotionalen Höhen und Tiefen hautnah mitzuerleben. Jess, der Protagonist, ist nicht nur ein leidenschaftlicher Gamer, sondern auch ein junger Mann, der mit den Schatten seines älteren Bruders und den Erwartungen seiner Umgebung kämpft. Seine Unsicherheiten und sein Mut machen ihn zu einer Figur, die man sofort ins Herz schließt. Rumi, seine Mitspielerin, bringt eine ganz eigene Dynamik in die Geschichte ein. Ihre Stärke und Entschlossenheit, gepaart mit einer geheimnisvollen Vergangenheit, machen sie zu einer faszinierenden und komplexen Figur. Diese authentischen und vielschichtigen Charaktere tragen maßgeblich dazu bei, dass die Leser tief in die Geschichte eintauchen können. Man fiebert mit ihnen mit, leidet mit ihnen und freut sich über ihre Erfolge.

„Full Dive“ setzt sich intensiv mit hochaktuellen Themen auseinander, die in unserer zunehmend digitalisierten Welt immer relevanter werden. Die zunehmende Digitalisierung, die uns einerseits unzählige Möglichkeiten eröffnet, birgt andererseits auch erhebliche Risiken. Besonders eindrucksvoll beleuchtet der Roman die Gefahren der Gedankenkontrolle, die durch fortschrittliche Technologien und virtuelle Realitäten möglich werden könnten. Diese Thematik wird nicht nur spannend und packend erzählt, sondern auch tiefgründig hinterfragt.

Darüber hinaus wirft „Full Dive“ wichtige ethische Fragen auf, die uns alle betreffen: Wie weit sind wir bereit zu gehen, um unsere Träume zu verwirklichen? Welche moralischen und ethischen Grenzen sind wir bereit zu überschreiten, wenn uns die Technologie scheinbar unbegrenzte Möglichkeiten bietet? Und welche Risiken sind wir bereit einzugehen, um in einer virtuellen Welt unsere Wünsche und Sehnsüchte zu erfüllen? Der Roman ist somit nicht nur ein fesselnder Thriller, der den Leser von der ersten bis zur letzten Seite in Atem hält, sondern auch ein Werk, das zum Nachdenken anregt. Er fordert uns auf, über die Konsequenzen unseres Handelns nachzudenken und uns der Verantwortung bewusst zu werden, die mit dem Fortschritt einhergeht. „Full Dive“ ist ein Buch, das uns nicht nur unterhält, sondern auch dazu inspiriert, über die Zukunft unserer Gesellschaft und die Rolle der Technologie in unserem Leben nachzudenken.

Für alle, die sich für spannende Geschichten rund um Videospiele und virtuelle Realitäten interessieren, ist „Full Dive“ eine klare Leseempfehlung.

[unbezahlte Werbung | Rezensionsexemplar]

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