
Buchinformationen
| Titel | Poster Girl |
| Band | Einzelband |
| Autor | Veronica Roth |
| Verlag | Penhaligon |
| Übersetzung | Petra Koob-Pawis |
| ISBN | 978-3-7645-3271-0 |
| Seitenzahl | 416 |
| Genre | Dystopie |
| Bewertung | 3 von 5 Sterne |
Klappentext
Noch vor zehn Jahren strahlte Sonya Kantors Gesicht auf Propagandaplakaten in der ganzen Megalopolis. Sie war die Vorzeigefigur der Delegation – des Regimes, das die Menschen auf Schritt und Tritt überwachte. Doch eine Revolution brachte die Delegation zu Fall, und seitdem fristet Sonya – gemeinsam mit jenen, die dem Regime treu ergeben waren – ein trostloses Dasein in Gefangenschaft. Bis ein einstiger Feind sie aufsucht und ihr ein Angebot macht, das auszuschlagen fast unmöglich ist. Was er ihr nämlich bietet, ist ein Freifahrtschein zurück in die Welt. Doch dafür muss Sonya ein Kind finden – und ein dunkles Kapitel ihrer eigenen Familie ergründen …
Meine Meinung
„Poster Girl“ von Veronica Roth ist ein Roman, der in einer dystopischen Zukunft spielt, in der die Protagonistin Sonya Kantor einst das Gesicht eines repressiven Regimes war. Nach dem Sturz dieses Regimes findet sie sich in einem trostlosen Dasein wieder, bis ihr ein ehemaliger Feind die Chance auf Freiheit bietet – allerdings um den Preis, ein Kind zu finden und Licht in ein dunkles Kapitel ihrer eigenen Familie zu bringen.
Stilistisch ist das Buch ein typisch für die Autorin Veronica Roth, geprägt von einer klaren und direkten Erzählweise, die den Leser schnell in den Bann der Geschichte zieht. Ihre Fähigkeit, komplexe Charaktere und Welten zu erschaffen, die sowohl faszinierend als auch authentisch sind, kommt auch in diesem Werk voll zur Geltung. Roth bleibt ihrer Linie treu, indem sie Themen wie Macht, Identität und moralische Dilemmata aufgreift, die den Leser zum Nachdenken anregen und die Geschichte mit einer Tiefe versehen, die über die Seiten hinaus wirkt.
Der Leser wird in eine Welt nach dem Krieg eingeführt, in der die Überlebenden des alten Regimes eingesperrt und durch einen Chip überwacht werden. Die Handlung entwickelt sich sehr langsam, fast zäh, wobei der Leser nur stückweise Informationen erhält. Und trotz der vielen Ereignisse im Buch bleiben die Kenntnisse über die gestürzte Delegation und die neue Regierung, das sogenannte Triumvirat, dürftig. Dies empfinde ich als Mangel, da Dystopien normalerweise durch ihren gesellschaftskritischen Gehalt bestechen. Obwohl Veronica Roth eine düstere und beunruhigende Zukunft skizziert, scheint diese im Kontext einer Dystopie inhaltlich zu wenig Gewicht zu haben. Es fehlt an Details und unterschiedlichen Perspektiven. Die Darstellung eines Überwachungsstaates mit Geburtenkontrolle ist negativ für die Überwachten und positiv für die Überlegenen – ein bereits bekanntes Szenario, das hier nicht weiter ausgeführt wird.
Die Hauptfigur ist Sonya, das „Poster Girl“, das diesen Titel mit Sarkasmus trägt, da sie auf dem berühmtesten Propagandaplakat des Regimes abgebildet war. Im Verlauf der Erzählung gibt es viele tiefe Einblicke in ihre schwierigen Lebensumstände während der Gefangenschaft, die deutlich machen, dass sie sich aus Loyalität zur Delegation immer an die Regeln gehalten hat, ohne sie zu hinterfragen. Die Darstellung Sonjas als naives Mädchen, das aus Gier nach Geld und Anerkennung bewusst die Augen vor der Realität verschließt, wird kritisch gesehen. Dennoch vermittelt der Roman das Gefühl, dass Sonya zu Unrecht viel Leid erfahren hat.
In seiner Gesamtheit ist „Poster Girl“ ein Roman, der zum Nachdenken anregen soll und die Themen Identität, Freiheit und die Folgen von Krieg und Propaganda aufgreift, dabei aber völlig auf Spannungselemente verzichtet. Es ist eine eher ruhige Endzeitlektüre, die nicht für alle geeignet ist.
Hinterlasse einen Kommentar