Christina Henry: Die Chroniken von Rotkäppchen – Allein im tiefen, tiefen Wald [Rezension]

Cover © Penhaligon

Buchinformationen

TitelDie Chroniken von Rotkäppchen – Allein im tiefen, tiefen Wald
Band6 von 10
AutorChristina Henry
VerlagPenhaligon
ÜbersetzungSigrun Zühlke
ISBN978-3-7645-3255-0
Seitenzahl400
GenreDystopie
Bewertung2 von 5 Sterne

Klappentext

Geh nicht allein in den tiefen, tiefen Wald. Aber Red hat keine Wahl: Seit die Krise vor drei Monaten über das Land kam, ist sie auf sich allein gestellt. Ihre einzige Hoffnung besteht darin, sich zu ihrer Großmutter durchzukämpfen. Red fürchtet nicht die Unwesen, die nachts durch die Wälder streifen. Die wahre Bedrohung geht von den Menschen aus: von ihren dunklen Sehnsüchten, niederen Beweggründen und bösen Hintergedanken. Am schlimmsten jedoch sind die Männer in Uniform, mit ihren Befehlen und Geheimakten, die auf Reds Spur sind. Sie möchte niemanden töten, aber wer allein in den Wald geht, muss sich verteidigen können …

Meine Meinung

„Die Chroniken von Rotkäppchen – Allein im tiefen, tiefen Wald“ ist der sechste Teil der Dunklen Chroniken von Christina Henry, in denen sie bekannte Märchen auf schaurige Weise neu interpretiert. In diesem Roman begleiten wir Red, eine junge Frau mit roter Kapuze, die sich durch ein postapokalyptisches Szenario kämpfen muss, in dem ein tödliches Virus die Menschheit bedroht. Ihr Ziel? Sie will das Haus ihrer Großmutter erreichen, das tief im Wald liegt, aber das ist gar nicht so einfach, denn der Weg dorthin ist lang und führt sie durch eine Welt voller Gefahren.

Mal ehrlich: Ein Axt schwingendes Rotkäppchen in einer dystopischen Welt klingt wirklich vielversprechend. Doof nur, wenn es an der Umsetzung hapert. Beim Titel dachte ich an eine Neuerzählung des Märchens, aber weit gefehlt, denn Christina Henrys „Chroniken von Rotkäppchen“ haben mit dem Grimmschen Märchen rein gar nichts zu tun.

Das fängt schon damit an, dass der Schauplatz gar nicht der Wald ist, obwohl es im Titel und Klappentext heißt, dass Red allein in den tiefen Wald geht. Stattdessen sehen wir verlassene Städte, die größtenteils geplündert und zerstört sind, weil das Virus so wütete, dass die Zivilisation fast vollständig zusammengebrochen ist.

Die Geschichte selbst wird in zwei verschiedenen Zeitebenen erzählt, die Vergangenheit in Form von Flashbacks, was anfangs etwas irritierend sein kann, aber man gewöhnt sich schnell daran. Christina Henry schreibt flüssig und beschränkt sich weitgehend auf das Wesentliche. Etwas langatmig wird es erst, wenn es um die Gedanken der Protagonistin geht, und da wären wir auch schon beim größten Schwachpunkt der Geschichte: Red.

Red – oder Cordelia, wie sie eigentlich heißt – wird als eine sehr rationale, starke und unabhängige Person beschrieben, die ganz auf sich allein gestellt durch die Welt geht. Sie ist so ziemlich die Einzige, die auf die Situation vorbereitet ist, überhaupt eine sehr intelligente junge Frau, die auf alles eine Antwort hat. Das Problem ist nur, dass man das nicht merkt. Ich empfand sie vor allem als sehr rechthaberisch, stur und paranoid, was sie im Laufe der Handlung immer wieder unter Beweis stellt. Respekt vor anderen, vor allem vor Männern, hat sie nicht, warum auch, sie weiß ja sowieso alles besser.

Ernüchternd ist auch das Fehlen von Bedrohungen. Es gibt keinen Wolf, nicht einmal einen symbolischen. Dementsprechend plätschert die Handlung vor sich hin, bis sie wirklich abrupt endet und man sich denkt: „Ernsthaft, das war’s?“
So bleiben viele Fragen völlig unbeantwortet. Hier hätte man auf jeden Fall mehr machen können, dann wäre die Geschichte im Großen und Ganzen auch viel runder.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich von dem Buch sehr enttäuscht bin. In mir wurden Erwartungen geweckt, die nicht erfüllt wurden, da der Roman nichts mit dem namensgebenden Märchen zu tun hat. Aus diesem Grund kann ich an dieser Stelle nicht allzu viele Sterne dafür vergeben.

Hinterlasse einen Kommentar

Erstelle eine Website oder ein Blog auf WordPress.com

Nach oben ↑