Neal Shusterman: Scythe – Das Vermächtnis der Ältesten [Rezension]

Buchinformationen

TitelScythe – Das Vermächtnis der Ältesten
Band3 von 3
AutorNeal Shusterman
VerlagFischer Kinder- und Jugendtaschenbuch
ÜbersetzungPauline Kurbasik, Andreas Helweg, Kristian Lutze
ISBN978-3-7335-0366-6
Seitenzahl608
GenreUtopie, Dystopie
Bewertung4 von 5 Sterne

Klappentext

Drei Jahre sind vergangen, seit mit Scythe Goddard ein Scythe der neuen Ordnung die Macht ergriffen hat, und seit der Thunderhead verstummt ist – für alle Menschen, bis auf Grayson Tolliver. Gibt es Hoffnung auf ein Wiedersehen mit Citra und Rowan und auf ein wirkliches Happy End in der scheinbar perfekten Welt?
Stell dir eine Welt vor, in der Armut, Krankheit und Tod besiegt sind. Aber auch in dieser perfekten Welt müssen Menschen sterben. Die Entscheidung über Leben und Tod treffen die Scythe: Sie allein entscheiden, wer sterben muss. Und nicht alle Scythe halten sich an die alten Regeln …

Meine Meinung

In einer Welt, in der der Tod besiegt ist, ist es die Aufgabe der Scythe zu entscheiden, wer Leben darf und wer sterben muss. Doch an die Regeln, die das Scythetum seit Jahrhunderten bewahrt hat, halten sich nicht alle Scythe. Im dritten und letzten Band der Scythe-Trilogie von Neal Shusterman spitzt sich der Konflikt zwischen alter und neuer Ordnung zu, während Thunderhead, die allwissende künstliche Intelligenz, schweigt. Gibt es noch Hoffnung für Citra, Rowan und die Menschheit? Oder wird Scythe Goddard seine grausame Vision Wirklichkeit werden lassen? „Scythe – Das Vermächtnis der Ältesten“ ist der spannende und philosophische Abschluss einer faszinierenden Dystopie, die Fragen nach dem Sinn des Lebens, nach Macht und Moral aufwirft.

Nach dem starken Ende des zweiten Bandes war ich sehr gespannt auf die Fortsetzung und wie sich die Geschichte weiterentwickeln würde. Um es gleich vorweg zu nehmen: Es kam ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte.

Im dritten Band gibt es diesmal zwei verschiedene Zeitstränge. Die eine spielt kurz nach dem zweiten Band, die andere drei Jahre später. Es wird kapitelweise gewechselt, was aber auch verwirrend sein kann, weil nirgends steht, wo man sich zeitlich gerade befindet. Zumindest ein Hinweis am Anfang der Kapitel wäre schön gewesen, aber so etwas gibt es nicht. Dadurch entsteht, wie ich finde, auch eine gewisse Langatmigkeit. Es passiert oft sehr wenig in der Geschichte oder es wird über einen längeren Zeitraum ein bestimmtes Thema in den Mittelpunkt gestellt. Dieses Ungleichgewicht macht es an manchen Stellen einfach zäh.

Die Welt, die Gesellschaft und die Politik in der Reihe finde ich nach wie vor absolut einzigartig und super interessant. Die Idee gefällt mir sehr gut und ich finde das ganze Scythetum sehr spannend. Leider ist es aber genau dieses Thema, das in diesem Band viel zu kurz gekommen ist. Natürlich musste der Autor nun irgendwie ein gutes Ende für seine Geschichte und seine Welt finden, aber ich finde, dass er dabei etwas von der grundlegenden Idee eingebüßt hat. Was mir einfach gefehlt hat, war das Lesen über die Konklaven und die verschiedenen Werte der Scythe. Im dritten Band hat sich die Fokussierung komplett geändert und das eigentliche Konzept ist dadurch irgendwie untergegangen. Zwar ist der neue Fokus auch nicht schlecht, aber eben ganz anders.

Die Charaktere haben sich alle noch einmal deutlich weiterentwickelt und sind zum Teil sogar richtig über sich hinausgewachsen. Aber es passiert auch so viel, dass es unlogisch wäre, wenn nichts mehr kommen würde. Citra und Rowan, die ehemaligen Scythe-Lehrlinge, werden mit neuen Herausforderungen und Gefahren konfrontiert, die ihr Leben und ihre Liebe auf eine harte Probe stellen. Sie werden zu Symbolfiguren des Widerstandes gegen die neue Ordnung, die das Scythetum nach seinen grausamen Vorstellungen umgestalten will. Dabei entdecken sie neue Seiten an sich selbst und an den anderen, die sie nicht nur stärker, sondern auch verwundbarer machen. Auch Thunderhead, die künstliche Intelligenz, die die Welt regiert, macht eine Wandlung durch, die ihn vor eine schwierige Entscheidung stellt: Weiterhin schweigen und die Menschen ihrem Schicksal überlassen oder eingreifen und das Scythetum reformieren?

Das Ende war dann doch überraschend anders, als man es erwartet hätte. Es schlägt eine Richtung ein, die völlig unvorhersehbar ist und nicht hundertprozentig zur bisherigen Handlung passt. Ohne zu viel zu verraten, kann man sagen, dass es sich um eine Art Neuanfang handelt, der sowohl Hoffnung als auch Ungewissheit mit sich bringt. Als Leser kann man das entweder mögen oder nicht.

„Scythe – Das Vermächtnis der Ältesten“ nimmt einen anderen Verlauf als erwartet. Trotzdem hat mir der Abschluss der Scythe-Trilogie ziemlich gut gefallen. Allein schon die Welt der Scythe ist es auf jeden Fall wert, dass man sich diese Reihe zu Gemüte führt.

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