Clarissa Kühnberger: Die Bürde der Zukunft [Rezension]

Cover © Clarissa Kühnberger

Buchinformationen

TitelDie Bürde der Zukunft
Band1 von 3
AutorClarissa Kühnberger
Verlag
Übersetzung
ISBN978-3-757-58381-1
Seitenzahl440
GenreDystopie
Bewertung4 von 5 Sterne

Klappentext

»Sie ist eine von vielen.« Unzählige Male hat Livia sich diese Phrase selbst sagen hören, doch nun war es anders. Nun betraf es ihre Schwester, die im Sterben lag. In der Ferne erhoffte sie sich die Rettung. Und Livia würde alles tun, um Marie zu heilen, koste es, was es wolle. Zehn Jahre nach dem Fund des Tarkoff-Bakteriums, welches Wissenschaftler aus dem Permafrost in die Zivilisation brachten, kämpfen die letzten Menschen ums Überleben. Doch nicht nur Hunger, Kälte und Krankheiten machen ihnen zu schaffen. Es sind vor allem die Feindseligkeiten und Bandenkriege, die noch immer etliche Opfer fordern. Milliarden von Erwachsenen sind ums Leben gekommen und haben ihren Kindern eine Welt voller Chaos und Schrecken hinterlassen. Eine Welt, in der die Toten die Glücklicheren sind.

Meine Meinung

„Die Bürde der Zukunft“ ist eine Endzeit-Dystopie von Clarissa Kühnberger. Der Roman spielt zehn Jahre nach der Entdeckung des Tarkoff-Bakteriums, das eine weltweite Pandemie auslöste, an der die meisten Erwachsenen starben und die wenigen überlebenden Kinder und Jugendlichen in einer postapokalyptischen Welt voller Gefahren und Konflikte ums Überleben kämpfen müssen.

Clarissa Kühnbergers Stil ist spannend und emotional. Sie beschreibt die postapokalyptische Welt mit detaillierten Bildern und metaphorischen Vergleichen, die die Atmosphäre von Chaos, Schrecken und Hoffnungslosigkeit vermitteln. Die Gefühle und Gedanken der Figuren werden durch innere Monologe und Dialoge beschrieben. Dadurch wird der Leser in die Geschichte hineingezogen und kann mitfühlen, jedoch auf eine distanzierte Art und Weise. Dies führt zwar dazu, dass man nicht so sehr in die Handlung involviert ist, sondern sich eher als objektiver Beobachter fühlt, der die Folgen der Tarkoff-Pandemie betrachtet, das fügt sich jedoch sehr gut in die dystopische Welt ein.

Kühnberger wirft auch einige ethische Fragen auf, die sich aus dem Umgang mit biologischen Waffen und dem Eingriff in die Natur ergeben, und regt den Leser zum Nachdenken an. Im Buch geht es auch um die Folgen einer Pandemie, sozusagen was hätte passieren können, wenn das Coronavirus viel aggressiver gewesen wäre. Dieses Gedankenspiel fand ich sehr interessant und gerade weil die Corona-Pandemie noch so präsent ist, kann man sich wirklich gut vorstellen, wie es in der Buchwelt gewesen sein muss, dass es schließlich apokalyptische Ausmaße annahm.

Die Hauptfigur ist Livia, eine junge Frau, die sich aufmacht, um ihre im Sterben liegende Schwester Marie zu retten. Sie macht sich auf den Weg zu einer geheimnisvollen Stadt, in der es ein Heilmittel gegen die Krankheit geben soll. Auf ihrer Reise muss sie sich vielen Herausforderungen stellen, trifft auf neue Freunde und Feinde und muss sich schließlich entscheiden, wie weit sie zu gehen bereit ist, um ihre Schwester zu heilen. Mit Livia haben wir eine klassische Antiheldin, die an sich gute Absichten hat, deren Weg man aber nicht als gerecht bezeichnen kann. Das fand ich unheimlich spannend, auch wenn ich Livias Verhalten nicht immer hundertprozentig nachvollziehen konnte.

Generell fehlte mir bei den Hauptfiguren – moralisch grau hin oder her – oft der Grund, warum sie so handeln, wie sie es tun. Ich hatte den Eindruck, dass das Verhalten der Charaktere vor allem schockieren sollte – es ist schließlich eine Endzeit-Dystopie – und dabei ging etwas verloren. Hier hätte ich mir mehr Einblick gewünscht, denn auch moralisch graue oder böse Charaktere kann man verstehen, wenn man ihnen einen detaillierten Hintergrund gibt, egal wie abgedreht es auf den ersten Blick erscheinen mag.

Bei „Die Bürde der Zukunft“ handelt es sich mit Sicherheit nicht um eine leichte Lektüre, die man mal so nebenbei liest. Es ist ein anspruchsvoller Roman, der sowohl das Lesevermögen als auch das kritische Denken der Leser auf die Probe stellt. Durch die spannende und emotionale Geschichte war ich bis zum Schluss gefesselt. Diejenigen, die nicht davor zurückschrecken, schwere Kost zu lesen, und die das Thema Pandemie nach Corona noch nicht satt haben, werden mit diesem Buch auf jeden Fall sehr glücklich werden!

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