
Buchinformationen
| Titel | We Will Give You Hell |
| Band | Einzelband |
| Autor | Lina Frisch |
| Verlag | Knaur |
| Übersetzung | – |
| ISBN | 978-3-426-52890-7 |
| Seitenzahl | 464 |
| Genre | Contemporary Fantasy |
| Bewertung | 3,5 von 5 Sterne |
Klappentext
Es sollte der Sommer ihres Lebens werden: In Schweden wollen die 19-jährige Hellea, genannt Hell, und ihre Freunde vier Wochen lang die urtümlichen Wälder und das malerische Stockholm erkunden. Aber Hell wird aus diesem Urlaub nicht zurückkehren. Zumindest nicht als die Frau, die sie zuvor gewesen ist. Denn Hell wird plötzlich von unerklärlichen Fieberschüben heimgesucht. Bei dem Besuch eines einsamen Wikinger-Grabs trifft die zunehmend verzweifelte Hell auf Astryd, eine mysteriöse Frau, die ihr eine schier unglaubliche Geschichte erzählt: Was Hell bislang als Wutanfälle und zuletzt als Fieber wahrgenommen hat, ist eine uralte Kraft, die das Schicksal der Welt und insbesondere der Frauen in Hells Hände legt. In den dunklen Wäldern Schwedens dringt Hell bis in ihre tiefsten Abgründe vor und lernt schließlich, dass es keinen richtigen Weg gibt – nur den eigenen.
Meine Meinung
Wenn du die Macht hättest, die Welt zu verändern, würdest du sie nutzen? Und wenn ja, wie weit würdest du gehen? Diese Fragen stellt sich die 19-jährige Hellea, als sie während eines Urlaubs in Schweden eine uralte Magie in sich entdeckt. Doch diese Magie hat einen hohen Preis: Sie ist an ihre Wut gebunden, die sie immer wieder überwältigt und zu unkontrollierbaren Handlungen treibt. In Lina Frischs Fantasyroman „We Will Give You Hell” begleiten wir Hell auf ihrer Reise der Selbstfindung, Rebellion und Liebe. Dabei tauchen wir ein in eine faszinierende Welt voller nordischer Mythologie, feministischer Botschaften und spannender Wendungen.
Den Stil des Buches empfand ich als sehr jugendlich, bildhaft und angenehm zu lesen. Der Autorin gelingt es, den Leser in eine Welt zu ziehen, die mit viel Liebe zum Detail beschrieben wird, auch wenn die Beschreibungen eher knapp gehalten sind.
Die Handlung kommt nur langsam in Fahrt. Erst als Hell auf die geheimnisvolle Astryd trifft, geht es richtig los, aber so richtig spannend wird es nie. Es ist einfach ein Buch, das mehr vor sich hin plätschert, als dass es Nervenkitzel bietet.
Da es sich um eine queer-feministische Fantasy handelt, werden einige feministische Themen angesprochen. Zum Beispiel macht das Buch darauf aufmerksam, dass Wut auch eine legitime Emotion von Frauen ist, auch wenn es gesellschaftlich nicht gern gesehen wird, wenn Frauen dieses Gefühl zeigen.
Ein wichtiges Thema, das sich eigentlich durch das ganze Buch zieht, sind auch die patriarchalen Strukturen und Normen, die Frauen einschränken und unterdrücken. Hell, die Protagonistin des Buches, wird immer wieder mit Sexismus, Diskriminierung und Gewalt konfrontiert, auf die sie – zu Recht – wütend reagiert. Mich selbst hat es an manchen Stellen auch richtig aufgeregt, zum Beispiel wie respektlos Hells Stiefvater sie behandelt. Was ich aber überhaupt nicht leiden konnte, war der Männerhass, der immer wieder auftaucht. Ja, es gibt einige Figuren, die wirklich schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht haben, aber dass dann alle über einen Kamm geschert werden und als grundsätzlich böse und frauenfeindlich dargestellt werden, das geht gar nicht. Und auch wenn Lina Frisch sich von diesen extremen Ansichten distanziert, kann es einfach nicht sein, dass so etwas als feministisches Hauptmotiv benutzt wird, denn Männerhass ist kein Feminismus, auch wenn manche das glauben wollen. Er ist genauso diskriminierend wie die Unterdrückung von Frauen. Punkt.
Die Protagonistin Hellea, kurz Hell genannt, ist eine ganz besondere Figur, die sehr authentisch dargestellt wird. Sie ist eine junge, impulsive Frau, die sich davon nicht einschränken lassen will, was die Gesellschaft von ihr erwartet und vorschreibt. Ihre Emotionalität, vor allem ihre Wut, bringt sie oft in Schwierigkeiten. Allerdings reift sie im Laufe des Buches nicht gut, denn auch sie entwickelt eine Art Männerhass gegen alle Männer, und das, obwohl es in ihrem Freundeskreis, mit dem Hell die Reise nach Schweden antritt, auch Männer gibt, die sie eigentlich gar nicht schlecht behandeln.
Doch das Buch ist auch inklusiv und queer ausgerichtet. So ist Hell bisexuell und verliebt sich in eine andere Frau. Ihre Liebe wird als etwas Schönes und Natürliches dargestellt, ohne Klischees oder Stereotypen, was mir sehr gut gefallen hat. Hell und ihre Geliebte passen auch charakterlich sehr gut zusammen und gleichen gegenseitig ihre Schwächen aus.
Für mich war „We Will Give You Hell“ eine ganz neue Leseerfahrung, da ich mich bisher nicht mit explizit feministischer Literatur beschäftigt habe. Allerdings muss ich zugeben, dass es mir auch hier schon wieder zu viel war. Zu viel Feminismus und der ganze Hass auf Männer hatte einfach zur Folge, dass mir das Buch irgendwann nur noch auf die Nerven ging. Also keine direkte Leseempfehlung, aber für diejenigen, die mit der nordischen Mythologie etwas anfangen können und über den Männerhass hinwegsehen können, für die ist dieser fantastische Schmöker auf jeden Fall eine Überlegung wert.
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