Sebastian Kreimeier: Agonie auf der Rolltreppe [Rezension]

Cover © Sebastian Kreimeier, Patricia von DeinCoverdesign

Buchinformationen

TitelAgonie auf der Rolltreppe
BandEinzelband
AutorSebastian Kreimeier
Verlag
Übersetzung
ISBN978-3-7579-0919-2
Seitenzahl352
GenreNear-Future-Dystopie
Bewertung3,5 von 5 Sterne

Klapptext

In einer Welt absoluter Kontrolle … würdest Du kämpfen oder aufgeben? Würdest Du die Seiten wechseln, um zu überleben? Wie weit würdest Du gehen, um zu gewinnen oder um Deine Identität zu behalten? Basti lebt und leidet im real existierenden Kapitalismus. Beständig auf- und abfahrend auf den Rolltreppen der modernen Konsumgesellschaft fühlt er die Agonie, die sein Dasein bestimmt. Während um ihn herum Gesellschaft und Ökonomie in eine neue Phase eintreten, erleben die Menschen, wie immer neue Bereiche menschlicher Existenz zu Waren transformiert werden. Der Hunger des Kapitals muss gestillt werden. Lachen, träumen und selbst die Namensgebung Neugeborener unterliegen der Kontrolle von Großkonzernen. Eigene Identität und Individualität werden mehr und mehr bedeutungslos, sogar gefährlich.
Zwei verbliebene Großkonzerne bereiten sich auf die Schlacht um das Weltmonopol vor. Der Westen wird dabei von der amerikanischen Buddy-Corp und der Osten von der chinesischen Copycat-Group vertreten. Doch bevor dieser zunächst kalte Konflikt heiß werden kann, müssen die Konzerne dafür sorgen, dass die unteren Gesellschaftsklassen nicht rebellieren können. Eine kleine Widerstandsgruppe stellt sich ihnen trotzdem entgegen und verwendet das Lachen der Menschen gegen sie.
Basti möchte das Richtige tun … doch was ist das? Sich den Großkonzernen anschließen und möglichst wenig auffallen? Oder doch das System hinterfragen und Widerstand leisten? Mit der Angst im Nacken und der Unklarheit, wer eigentlich der wahre Feind ist, verliert er sich immer mehr in einem Netz aus Machtkampf, Lügen und Selbstbetrug.

Meine Meinung

Bei „Agonie auf der Rolltreppe“ handelt sich um eine antikapitalistische Near-Future-Dystopie von Sebastian Kreimeier, die gleichzeitig sein Debüt darstellt. In der Geschichte begleiten wir Basti, der in einer Welt lebt, in der die großen Konzerne wirklich alles kontrollieren und die Menschen zu Waren machen. Basti muss sich entscheiden, ob er sich dem System anpasst oder sich ihm widersetzt und verstrickt sich dabei in ein Netz aus Lügen und Intrigen. Der Roman ist eine Kritik an der Konsumgesellschaft und am Kapitalismus als Bedrohung der menschlichen Identität und Individualität.

Der Stil von Sebastian Kreimeier ist sehr eigen, aber auch kritisch, spannend und provokant. Er schreibt in einer klaren und flüssigen Sprache, die jeden, der sich auf seinen außergewöhnlichen Stil einlässt, in die Handlung hineinzieht. Um seine Botschaft zu vermitteln, verwendet er viele Dialoge und sprachliche Mittel wie Metaphern und Symbole. Beschreibungen und Erklärungen bleiben dagegen eher spärlich, so dass man vieles erst versteht, wenn man etwas weiter liest. Für mich war der Schreibstil auch etwas befremdlich, so dass ich Schwierigkeiten hatte, mich in das Buch einzufinden.

Das Buch behandelt eine Vielzahl aktueller und brisanter politischer Themen wie Ungerechtigkeit, Kontrolle, Identität und Widerstand. Das Hauptthema ist jedoch der alles beherrschende Kapitalismus und die damit verbundenen Probleme wie die Ausbeutung und Verelendung der Arbeitenden, die Entmenschlichung des Menschen, der seine Identität und Individualität verliert und zur Ware wird, die Manipulation durch Großkonzerne, die die Bedürfnisse, Gefühle und sogar die Namen der Menschen bestimmen, und natürlich die Zerstörung von Umwelt, Kultur und Demokratie durch den Kapitalismus. Auch die Gefahr eines globalen Krieges zwischen rivalisierenden Großkonzernen, die um das Weltmonopol kämpfen, ist ein wichtiger Aspekt, der angesprochen wird. Durch die vielen und nicht einfachen Themen ist das Buch für jeden Leser eher anspruchsvoll und soll vor allem zum Nachdenken anregen. Ein gewisses Vorwissen über die Thematik kann natürlich helfen, dass man alles viel besser einordnen kann, aber auch ohne kann man den Roman sehr gut lesen und vor allem verstehen.

Die Hauptfigur des Werks ist Basti Fantasti, der quasi ein Opfer des kapitalistischen Systems ist. Arbeitslos, depressiv und lebensunzufrieden sucht er nach Sinn und Identität in dieser kapitalistischen Gesellschaft. Oft schwelgt er in Erinnerungen an eine Zeit, in der der Kapitalismus noch nicht die Welt beherrschte, und wünscht sich in diese Zeit zurück. Obwohl er – wie auch die anderen Charaktere – realistisch dargestellt wurde, konnte ich mich nicht wirklich mit ihm anfreunden. Mir fehlte einfach die Charaktertiefe, auch wenn ich verstehen kann, dass es einen Sinn hat, dass sie so abgebildet werden, wie sie es werden.

Insgesamt muss ich sagen, dass das Buch einfach nicht mein Fall war, was aber weniger an der Gesellschaftskritik lag, die ich sehr interessant fand, sondern daran, dass einige stilistische Merkmale, wie z.B. der eher unpersönliche Schreibstil, nicht mein Fall sind. Nichtsdestotrotz haben wir hier einen lesenswerten Roman, der zum Nachdenken und Hinterfragen anregt. Wer gerne über politische Themen liest, ist hier bestens aufgehoben!

[unbezahlte Werbung | Rezensionsexemplar]

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