
Buchinformationen
| Titel | Der Tag, an dem ein Wal durch London schwamm |
| Band | Einzelband |
| Autor | Selja Ahava |
| Verlag | Piper |
| Übersetzung | Stefan Moster |
| ISBN | 978-3-492-31257-8 |
| Seitenzahl | 224 |
| Genre | Psychologie-Fiktion |
| Bewertung | 4 von 5 Sterne |
Klappentext
Als Annas Gedächtnis immer unzuverlässiger wird, hält sie sich an lange zurückliegenden Erinnerungen fest. An schöne wie an schwere Momente, an die Zeit in Finnland wie auch an den Neuanfang in England. Vor allem erinnert sie sich an ihr Häuschen mit den blauen Vorhängen auf einer Schäreninsel inmitten von Möwen, Schilf und krummen Kiefern, wo sie die Sommer mit ihrer großen Liebe Antti verbrachte – und natürlich an den Tag, an dem ein Wal durch London schwamm …
Meine Meinung
„Der Tag, an dem ein Wal durch London schwamm“ ist ein fiktionaler Roman, in dem es vor allem um das Thema Alzheimer bzw. Demenz im Allgemeinen geht. Die Geschichte beschreibt, wie Anna immer weiter erkrankt, von den ersten Anzeichen, einfach nur etwas schusselig zu sein, bis hin zu Episoden, in denen sie nicht mehr weiß, wo sie sich eigentlich befindet. Begleitet wird das Ganze von ihrer lebhaften Fantasie, die an die eines Kindes erinnert.
Anna ist die tragische Hauptfigur in diesem Buch. Sie ist sich bewusst, dass sie oft Dinge vergisst oder tagträumt und führt Wortlisten, die ihr helfen sollen, sich zu erinnern. Darin beschreibt sie in Stichpunkten, was sie sieht. Mit Veränderungen kann sie nicht gut umgehen, sie verunsichern sie. Aus ihrer Sicht erlebt man alle Tücken der schrecklichen Krankheit Demenz.
Im Laufe des Buches vermischt sich immer wieder die Realität mit Annas Fantasie. So stellt sie sich Kinder vor, die sie nie hatte, die sie sich aber wünscht. Das geht so weit, dass sie sich sogar einbildet, selbst Kinder zu haben.
Insgesamt ist das Buch bruchstückhaft geschrieben, so wie Annas Erinnerung sein muss. Die einzelnen Szenen sind Fragmente, an die sich Anna noch erinnern kann. Dieser ungewöhnliche Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig und nicht ganz einfach zu verfolgen. Aber das macht den Roman auch authentisch, weil es zum Thema passt.
Der Einblick in Annas Leben und die Themen Demenz, Verlust, Trauer und unerfüllte Wünsche haben mir sehr gut gefallen und mich sehr bewegt. Für mich passte alles zusammen. Erschreckend fand ich auch, wie nüchtern etwas geschrieben werden kann und dabei trotzdem so viele Emotionen hervorruft.
Im Großen und Ganzen handelt es sich hier um einen melancholischen und nachdenklichen Roman, den man sich langsam zu Gemüte führen muss und der zum Nachdenken anregt.
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