Kai Meyer: Die Wellenläufer [Rezension]

Buchinformationen

TitelDie Wellenläufer
Band1 von 3
AutorKai Meyer
VerlagDrachenmond Verlag
Übersetzung
ISBN978-3-95991-683-7
Seitenzahl336
GenreHistorical Fantasy
Bewertung5 von 5 Sterne

Klappentext

Ein magisches Beben erschüttert die Küsten der Karibik. In den Piratenhäfen werden Kinder mit einem besonderen Talent geboren: Sie können über Wasser gehen. Vierzehn Jahre später glaubt Jolly, dass außer ihr keine Wellenläufer mehr leben. Bis sie Munk begegnet. Auch er geht auf dem Meer und kann aus Muscheln einen uralten Zauber wirken. Beide erwartet ein finsteres Schicksal: Mitten im Atlantik dreht sich ein gewaltiger Mahlstrom, dessen Boten Verderben über die Inseln bringen und Jagd auf die Wellenläufer machen. Nur Jolly und Munk können den Strudel zwischen den Welten schließen. Aber der Weg dorthin ist lang, gefahrvoll und wird ihre Freundschaft auf eine grausame Probe stellen.

Meine Meinung

„Die Wellenläufer“ bildet den Auftakt der gleichnamigen Trilogie von Kai Meyer und verbindet piratenhafte Abenteuer mit kraftvollen Fantasy-Elementen. Im Mittelpunkt stehen Jolly und Munk, sogenannte Quappen – Menschen, die auf dem Wasser laufen können. Während Jolly diese Gabe als Piratin selbstbewusst einsetzt, verbirgt Munk seine Fähigkeiten aus Angst vor den Konsequenzen. Durch dramatische Ereignisse miteinander verbunden, brechen die beiden zu einer Reise durch die Karibik auf und geraten in ein Abenteuer, in dem nicht weniger als das Schicksal der ganzen Welt auf dem Spiel steht.

Der Roman ist sehr flüssig geschrieben und eignet sich besonders gut für jüngere Leser – schließlich gehört er zum Jugendbuch-Genre. Zwar ziehen sich die ersten Kapitel etwas, doch sobald der Stein ins Rollen kommt, überschlagen sich die Ereignisse geradezu. Ab diesem Moment gleitet man mühelos in die Geschichte hinein, denn es passiert ständig etwas, das zum Mitfiebern einlädt.

Die Figuren sind liebevoll und detailreich gestaltet – sowohl Jolly und Munk als auch die Nebencharaktere, die im Verlauf der Handlung an Bedeutung gewinnen.
Jolly, die vierzehnjährige Protagonistin, ist ein rebellisches und zugleich entschlossenes Mädchen, das unbeirrt ihren eigenen Weg verfolgt. Ihr Leichtsinn bringt sie regelmäßig in Schwierigkeiten, macht sie aber auch lebendig und nahbar.
Munk bildet dazu den ruhigen Gegenpol: bedacht, vorsichtig und dennoch von starken Gefühlen angetrieben. Besonders im Umgang mit der Muschelmagie zeigt er Ehrgeiz und Lernfreude.
Die Nebenfiguren wirken anfänglich klischeehaft, entfalten aber schnell Tiefe und Individualität. Mit vielen kleinen, liebevollen Details lässt Meyer sie beinahe greifbar werden. Trotz gelegentlicher Konflikte wirken alle Figuren wie eine kleine, zusammengewachsene Familie.

Die Dialoge sind pointiert, humorvoll und oft mit feinem Sprachgefühl formuliert. Durch ihre Charakteristik lässt sich meist sofort erkennen, wer spricht, und man kann die Betonung der Figuren beim Lesen beinahe hören.

Dass es sich um den ersten Band einer Trilogie handelt, merkt man besonders gegen Ende: Einige Fragen bleiben bewusst offen und sorgen dafür, dass man neugierig zu den Folgebänden greift. Dieser Aufbau wirkt jedoch keineswegs künstlich, sondern durchdacht und sorgfältig geplant.

Insgesamt liest sich der Roman leicht und schnell. Langeweile kommt nie auf, und auch die Handlungspunkte wirken schlüssig – selbst wenn sich manche Zusammenhänge erst später offenbaren. Trotz der insgesamt leichten Erzählweise schlägt die Geschichte immer wieder auch düstere Töne an und eignet sich damit nicht nur für die junge Zielgruppe, sondern ebenso für erwachsene Leser, die gerne in ein atmosphärisches, spannendes Abenteuer eintauchen.

Für mich ist dieser Jugendroman das erste Werk von Kai Meyer, das ich gelesen habe, und ich kann gut nachvollziehen, warum der Autor so erfolgreich ist. Sein Stil hat mich sofort überzeugt, und die Mischung aus Abenteuer und fantasievollen Elementen – die mich stellenweise an Michael Ende erinnerte – hat mich durchweg hervorragend unterhalten.

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