Julia Quinn: Bridgerton – Ein hinreißend verruchter Gentleman [Rezension]

Cover © HarperCollins

Buchinformationen

TitelBridgerton – Ein hinreißend verruchter Gentleman
Band6 von 8
AutorJulia Quinn
VerlagHarperCollins
ÜbersetzungPetra Lingsminat, Ira Panic
ISBN978-3-749-90403-7
Seitenzahl416
GenreRegency Romance
Bewertung1 von 5 Sterne

Klappentext

Unter den schönsten jungen Damen der Gesellschaft könnte Michael Stirling seine Zukünftige wählen. Doch er ist rettungslos in die Einzige verliebt, die er nicht haben kann. Denn Francesca Bridgerton hat seinen Cousin John geheiratet! Als Ehrenmann muss Michael sich wohl oder übel mit der Rolle des guten Freundes begnügen. Als John dann kurz nach der Heirat verstirbt, wagt Michael es nicht, Francesca seine Gefühle zu gestehen. Stattdessen reist er nach Indien, um sich von seiner Sehnsucht abzulenken. Doch ohne Francesca hält er es nicht aus und kehrt nach London zurück. Gerade rechtzeitig! Denn Francesca plant, zum zweiten Mal zu heiraten.

Meine Meinung

Francesca ist die drittälteste Bridgerton-Tochter und die Countess of Kilmartin. Ihre liebevolle Ehe endet abrupt, als ihr Mann John nach nur zwei Jahren Ehe plötzlich stirbt. Sie ist am Boden zerstört und erleidet zu allem Überfluss auch noch eine Fehlgeburt. Hinzu kommt, dass Michael Stirling, Johns Cousin und ein guter Freund von Francesca, plötzlich nach Indien aufbricht und seine Pflichten als neuer Earl of Kilmartin vernachlässigt. Nach vier Jahren ohne Kontakt kehrt er nach London zurück und trifft dort Francesca wieder, die in seiner Abwesenheit sein Earldom verwaltet hat und die er insgeheim immer noch liebt.

Wie schon Band 5 enthält auch Band 6 keine Niederschriften von Lady Whistledown. Stattdessen finden sich zu Beginn jedes Kapitels Briefe, die zum größten Teil nicht abgeschickt wurden. Es ist auch der erste Band, der ohne Prolog auskommt und gleich zur Sache kommt.

Das Buch ist in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil spielt im Jahr 1820 und handelt von Johns plötzlichem Tod und Francescas Fehlgeburt. Hier wird auch thematisiert, wie die beiden Hauptfiguren Francesca und Michael damit umgehen.
Der zweite Teil ist der Hauptteil des Buches und spielt vier Jahre später, als Michael nach Großbritannien zurückkehrt und Francesca sich bereits auf die Saison vorbereitet, um in diesem Jahr einen neuen Ehemann zu finden, da sie eigene Kinder haben möchte. Zu Beginn des zweiten Teils gibt es noch etwas Handlung, aber das ändert sich schnell, und der Rest des Bandes besteht nur noch aus inhaltslosem Fanservice. Francescas Kernkonflikt, dass sie es schwer hat, Kinder zu bekommen, wird überhaupt nicht mehr thematisiert.

Zeitlich spielt der sechste Band parallel zu den Bänden 4 und 5, was nicht immer Sinn macht. So gibt es einige logische Fehler, wie z.B. dass Francesca plötzlich auf dem Geburtstagsball von Lady Bridgerton auftaucht, obwohl sie im vierten Band nicht da war und ganz konkret gesagt wurde, dass sie leider nicht da sein kann, da sie in Schottland ist. Man sollte meinen, dass man als Autorin der Romanreihe wissen sollte, was sie zuvor geschrieben hat.

Die beiden Hauptcharaktere des Buches sind leider sehr widersprüchlich und nicht unproblematisch gestaltet.
Francesca wird als die Vernünftige dargestellt, die sehr überlegt handelt und sehr höflich ist. Die meiste Zeit ist sie jedoch unvernünftig. So lässt sie sich auf Michaels Spielchen ein, egal wie schlecht er sich benimmt, und alles, was ihr dazu einfällt, ist „Ich weiß nicht“. Das muss auch Autorin Julia Quinn gedacht haben, als sie Francesca entwarf, denn es gibt keine unförmigere und schlechter ausgearbeitete Figur als Francesca, was schade ist, da man von ihr sowieso kaum etwas zu sehen bekommt. Und das wird der Grund sein; Julia Quinn wusste nicht, was sie mit ihr anfangen sollte.

Michael dagegen … wo soll man da anfangen? Zu Beginn präsentiert er sich als witziger Frauenheld, der heimlich in Francesca verliebt ist und sich deshalb in andere Liebschaften flüchtet. Den Tod seines Cousins und besten Freundes hat er nicht gut verkraftet; er ist sehr aufbrausend, impulsiv und egoistisch. Als er sich sicher ist, dass er Francesca heiraten will und ihr einen Heiratsantrag machen will, setzt er sie massiv unter Druck. Als sie ihm noch keine klare Antwort geben kann, verführt er sie mit dem Ziel, sie zu schwängern, weil sie ihn dann heiraten muss. Und damit ist die männliche Hauptfigur wieder eine „Red Flag“. Ziemlich romantisch, nicht wahr?

Wie man vielleicht schon herauslesen kann, ist Band 6 für mich mit Abstand der schlechteste Band der Reihe. War ich zu Beginn des Buches noch optimistisch, dass – entgegen dem eindeutigen Titel – etwas anderes als romantisierte Red Flags und Sexszenen in Dauerschleife herauskommen würde, so wollte ich das Buch irgendwann nur noch aus dem Fenster werfen.

In diesem Sinne: Nein, dieser Teil der „Bridgerton“-Reihe ist absolut nicht zu empfehlen, egal wie neugierig man auf Francesca sein mag.

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